Hamburg. Das Kinder- und Jugendwerk braucht finanzielle Hilfe. Die Betreuung ist nur notdürftig gesichert. Appell von Caren Miosga.

Die Jenfelder „Arche“, das christliche Kinder- und Jugendwerk, ist in Not: Wegen eines schweren Wasserschadens kann das 2007 eingeweihte Hauptgebäude nicht mehr genutzt werden. Für die mehr als 100 Kinder, die die christliche Hilfseinrichtung derzeit täglich betreut, wird der Platz für angemessene Unterbringung eng. Notdürftig können sie das benachbarte Jugendhaus nutzen. „Uns hat es kalt erwischt“, klagt Tobias Lucht, leitender Sozialpädagoge. Für die dringend notwendige Sanierung fehlt der Arche schlichtweg das Geld. „Die Lage ist für unsere Arbeit bedrohlich, weil sich die Schadenssumme bei rund 250.000 Euro bewegt.“

Bereits vor einem Jahr hatten Mitarbeiten Feuchtigkeit und Schimmel im Erdgeschoss des Mehrzweckbaus entdeckt. Wo sich Büros, Speiseräume, Essensausgabe und weitere Zimmer zum Spielen befinden, wurde bald das ganze Ausmaß sichtbar: Weil der Sockel des Hauses offenbar nicht richtig abgedichtet wurde, konnte Wasser ins Mauerwerk eindringen und die Bausubstanz gefährden.

Klage gegen Baufirma und Architekten

Schnell wurde den Arche-Mitarbeitern deutlich, dass das kein Zufall ist. Sie sehen darin Pfusch am Bau. Tobias Lucht ist überzeugt: „Massiver Baumangel durch fehlerhafte Bauüberwachung und Ausführung durch Architekt und Bauunternehmen sind die Gründe für diese Situation.“ Inzwischen liegt ein gerichtliches Gutachten vor, das diese Einschätzung bestätigt. Die Arche bereitet jetzt eine Klage vor. Schließlich hätten Architekt und Baufirma „grobe Mängel verursacht“.

Um die Betreuung der Kinder in dem sozialen Brennpunkt zu gewährleisten, wird neben dem angrenzenden Jugendhaus wenigstens die obere Etage des maroden Gebäudes genutzt. Für eine sinnvolle pädagogische Arbeit ist das aber nicht ausreichend. Inzwischen laufen die Bauarbeiten, um zu retten, was noch zu retten ist. Die gesamte untere Etage ist entkernt und muss neu aufgebaut werden. Wer vor dem Hauptgebäude steht, bekommt den Eindruck, dass es sich dabei um einen Rohbau handele – so radikal muss die Entkernung erfolgen.

So spenden Sie

Weil sich die Arbeit der Jenfelder Arche ausschließlich aus Spenden finanziert, gibt es keine Rücklagen für solche extremen Fälle. Damit die Einrichtung aber überleben kann, hat sich jetzt die Journalistin und „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga eingeschaltet. Sie ist Arche-Botschafterin und ruft die Hamburger zu Spenden für die Sanierung des maroden Gebäudes auf. Selbstverständlich hat sie längst selbst dafür gespendet.

Entstanden war die Arche – sie erinnert mit ihrem Namen an Noah und die Sintflutgeschichte in der Bibel – nach dem Hungertod der siebenjährigen Jessica im Jahr 2005. Das Jenfelder Mädchen war an den Folgen von Unterernährung gestorben. Die Eltern wurden wegen Mordes durch Unterlassen zu lebenlanger Freiheitsstrafe verurteilt. Thies Hagge, Pastor in der Jenfelder Friedenskirche, wollte damals unbedingt etwas tun, damit Kinder aus sozial benachteiligten Milieus gut versorgt werden können.

Suche nach Kooperationspartner

Bei der Suche nach einem Kooperationspartner stieß der Geistliche auf das Berliner Arche-Projekt von Pastor Bernd Siggelkow. Das christliche Kinder- und Jugendwerk engagiert sich für Mädchen und Jungen aus sozial benachteiligten Regionen. „Schließlich“, erinnert sich Hagge, „entstand die Idee, eine solche Initiative auch in unserer Jenfelder Kirchengemeinde zu starten.“ Nicht weit vom Turm der Friedens­kirche entfernt, wurde das Hauptgebäude 2007 eröffnet. Vor dem Wasserschaden wurden täglich in verschiedenen Bereichen 320 Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren betreut.

Gut 90 Prozent von ihnen stammen aus Migrantenfamilien. Das ist in einem multikulturellen Stadtteil wie Jenfeld nicht überraschend, in dem 45 Prozent der unter 18-Jährigen über einen Migrationshintergrund verfügen. Rund 65 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter stehen bereit, um ihnen zu helfen – mit regelmäßigem Essen, Lern- und Freizeitbetreuung. Zu weiteren Angeboten gehören Theater- und Musikkurse sowie eine individuelle Beratung, Hausbesuche und ein regelmäßiges Elterncafé. Seit ihrem Bestehen hat die Arche rund 1500 Kinder und Jugendliche erreicht.

Wenn es jedoch keine zusätzliche finanzielle Hilfe gibt, steht das breite Angebot der Arche in Jenfeld und Billstedt auf der Kippe. „Es könnte sein, dass wir unser Projekt immens zurückfahren müssen“, sagt Sozialpädagoge Tobias Lucht. „Und das wäre für unsere Kinder, die dringend darauf angewiesen sind, sehr schlecht.“

Kein Platz zum Spielen: Das „Arche“Haupthaus
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Kein Platz zum Spielen: Das „Arche“Haupthaus ist gesperrt © HA | Klaus Bodig