Häufig sind es die kleinen Dinge, an denen wir den Verfall lieb gewonnener Sitten und Gebräuche festmachen können: So ist Deutschland bekanntlich das einzige Land auf der Welt, in dem ein harmloses Brötchen als vollwertige bzw. vollkörnige Mahlzeit angesehen wird. Ich frage Sie jedoch: Ist das der Grund, warum es offenbar egal ist, was da in einer der zahllosen Bäckereifilialen oder einem der Tankstellen-Supermärkte mit Frischetheke als „Belag“ zwischen zwei Brötchenhälften gepresst wird?

Die Liste der kulinarischen Schrecken wäre extrem lang. Deshalb möchten wir uns auf das Käsebrötchen beschränken, um dessen Niedergang aufs Schärfste anzuprangern. Apropos „scharf“: Tilsiter, Limburger – zur Not vielleicht gerade noch reifer (!) Camembert: Ja, da wüssten die Geschmacksnerven sofort, was sie dem Gehirn ihres Besitzers signalisieren müssten. Doch ganz abgesehen davon, dass der vielfach verwendete „junge Gouda“ sogar noch viel fader schmeckt als die niederländische Nationalmannschaft derzeit kickt, ist es auch nur ein Gerücht, dass man dem Brötchen mit massenhaftem Einsatz von Salat, eiskalten Gurkenscheiben und glitschigen Tomatenschnitzen so etwas wie ein Eigenaroma schenken könnte.

Blöd außerdem, dass all diese Beigaben zu allen Seiten herausflutschen (gucken Sie doch mal in den Fußraum Ihres Autos). In diesem Zusammenhang besonders berüchtigt ist übrigens das „Titanic-Brötchen“ – immer viel zu viel Eisberg ...