Es kommt immer auf die Perspektive an. Die einen meckern über den Hamburger Sommer, der dieses Jahr ins Wasser fiel. Die anderen wären schon froh, wenn sie Hamburger Wetter im Sommer hätten. Die Isländer beispielsweise.

Wer gerade von der größten Vulkaninsel der Erde in die Hansestadt zurückkehrt, fühlt sich hier wie im Sommer. Nach Starkregen bei elf, gefühlt sechs Grad, und heftigen Windböen muss die dicke Winterjacke nach der Landung in Hamburg schnell weg. Ist das warm hier! Milde 19 Grad, ein bewölkter Himmel zwar, aber was macht das schon.

Keine Spur mehr von dem sonst üblichen Gejammer bei der Rückkehr nach Hause. Zu kalt, zu windig, zu regnerisch, typisch Norddeutschland eben. Und nun: Freude über nur kurze Schauer bei knapp 20 Grad. Wie schön!

Der sympathische Hotelmitarbeiter in Reykjavik meinte noch vor dem Abflug: „Bei Ihnen zu Hause sind es bis zu 19 Grad? Das ist ja Sommer. Wir erreichen nie 20 Grad.“

Nun ja, 30 Grad wären natürlich besser. Wie es sich für eine (Hanse-)Stadt im Süden gehört. Wie tröstlich, dass es woanders immer noch viel schlimmer ist. Die armen Isländer! Auch dort reden sie ständig über das Wetter, sagte der Hotelmitarbeiter. Niemand auf der Welt, so scheint es, mag Regen, Kälte und Wind. Und niemand gewöhnt sich wirklich daran.

Nach zwei Tagen oben im hohen Norden ist der Flug nach Hamburg also ein Flug in den viel wärmeren, sonnigen Süden. Bleibt nur zu hoffen, dass das Islandtief noch eine Weile da oben bleibt, wo es hingehört. Es kommt eben immer auf die Perspektive an.