Meine Nachbarin klagte mir jüngst ihr Leid – Krähen hätten völlig ungeniert auf ihrer überdachten Terrasse gewütet, schäumte sie. „Die haben genau mitgekriegt, dass wir im Urlaub waren“, sagte sie. Offenbar hatten es sich die schlauen Tiere auf den Möbeln gemütlich gemacht – zahlreiche unerfreuliche Hinterlassenschaften auf den Sitzpolstern zeugten davon. Nicht einmal der schwarze Plastikvogel am Aufgang zur Terrasse habe die Artgenossen abgehalten, so die Nachbarin.

Warum sie die Polster denn nicht reingenommen habe, wollte ich wissen. Das sei zur Einbrecher-Abschreckung, entgegnete sie ganz ernsthaft. Schließlich würde doch jeder Einbrecher denken: Wer seine Sitzkissen draußen lässt, kann nur kurz weg sein. Da ist was dran!

Die Taktik meiner Nachbarin geht aber noch weiter. Sie hinterlässt während des Urlaubs auch die Wohnung absichtlich unaufgeräumt. Nicht nur das, sie stellt sogar noch eine Schüssel mit Müsli auf den Esstisch. Ihre Logik (siehe oben): Wer seine gebrauchte Schüssel nicht wegräumt, kann nicht lange weg sein. Die klassische Zeitschaltuhr kommt bei ihr natürlich darüber hinaus zum Einsatz.

Elisabeth Jessen ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts.
Elisabeth Jessen ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts. © HA / Andreas Laible

Vermutlich haben auch Sie ganz spezielle Strategien, um finstere Elemente aus Ihren vier Wänden fernzuhalten?

Für den Fall, dass Einbrecher doch mal den Weg hinein finden, hat ein Bekannter auch eine eigene Taktik: Er legt immer einen 50-Euro-Schein offen auf die Kommode am Eingang. Damit die Ganoven, wenn sie sonst nicht viel Brauchbares bei ihm finden, wenigstens einen kleinen Erfolg haben – und nicht vor lauter Ärger Ketchup und Senf an die Wände schmieren oder den Wasserhahn aufdrehen und die Räume fluten. Gegen diese Vorstellung ist Krähendreck ja geradezu harmlos.