Kaum ein Thema ist an dieser Stelle so beliebt wie das merkwürdige Einkaufsverhalten von Männern und Frauen. Genauer gesagt: ihr unterschiedliches Einkaufsverhalten. Erst gestern behauptete die Kollegin Geneviève Wood hier unter der Überschrift „Spaß mit dem Staubsauger“, Männer würden zu viel Zeit mit Kaufentscheidungen verschwenden. Frauen dagegen wüssten sofort, was sie wollten. Wie beim Staubsauger. Schwarz mit grünen Streifen? Wird sofort gekauft! Hauptsache, er sieht gut aus und kann staubsaugen. Pah!

Dabei weiß jedes Kind, dass Stromverbrauch, Saugleistung, Kabellänge und Betriebsgeräusch eben nicht bei jedem Gerät gleich sind. Ohnehin stimmt das behauptete Klischee „Frau entscheidet schnell, Mann langsam“ nicht wirklich. Haben Sie, liebe Leserinnen, mal drüber nachgedacht, wie viele Stunden Sie mit dem Kauf einer Hose verbringen? Eben.

Wir Männer sind da sehr einfach gestrickt: Wir greifen einmal ins Regal, überprüfen kurz Farbe, Schnitt und Größe und gehen überhaupt nur dann in die Umkleidekabine, wenn die Verkäuferin uns freundlich, aber bestimmt dazu drängt und uns warnt: „Diese Jeans ist wirklich sehr eng geschnitten!“ Keine fünf Minuten später ist jeder Zweifel ausgeräumt – und die Hose eingetütet.

Und die Dame? Wie in Zeitlupe stellt sie eine vage Vorauswahl zusammen. Dann wird an- und durchprobiert, als gäbe es kein Morgen. Zu hell, zu dunkel, eine Idee zu lang, zu kurz, zu weit, zu eng ... Alles passt wie angegossen, aber der Bund schlabbert am Rücken: Wer, bitte, guckt da jemals so genau hin ...?

Und was wäre ein Tag im Einkaufszentrum ohne die furchtbarste aller Fragen? Sie: „Findest du mich zu dick?“ Er: „Nein!“ Sie: „Du lügst doch!“ Er: „Äh, nein, ich mag dich so, wie du bist ...!“ Sie: „Aber die Größe hat doch neulich noch gepasst!“ Er: „So eine Jeans weitet sich ja beim Tragen noch.“ Argh! Falsche Antwort. Sie: „Also bin ich zu dick!“ Er: „Nein! Das Etikett ist bestimmt falsch.“ Sie: „Du nimmst mich nicht ernst!“ Puh!

Die nachfolgenden Kaufentscheidungen verschieben sich um ein paar Stunden – und mir dämmert, warum Damenkleidung so viel teurer ist als Herrensachen. Bis zur weiblichen Kaufentscheidung müssen die Ladeninhaber ja auch viel mehr für Miete, Strom und die Überstunden des Personals bezahlen.

Vielleicht hätten wir lieber nach einem neuen Staubsauger gucken sollen.