Die Wahrheit, warum in diesem Jahr die Zahl der zugelassenen Neufahrzeuge abnehmen wird, steht in Gärten oder auf Terrassen. Sie besitzt zumeist ebenfalls vier Räder, ist häufig so groß und so schwer wie ein Kleinwagen (und etwa so teuer wie ein gebrauchter Kleinwagen) und wird von C3H8 angetrieben; korrekt ausgedrückt „beheizt“. Die Abgase riechen allerdings nach Kräutern, nach tropfendem, zischendem Fett und manchmal natürlich auch nach Kohle, wenn Papi mal wieder zu viel Propangas gegeben hat.

Es ist so: Das Auto, sonderlackiert, breit bereift und tiefergelegt, hat als Statussymbol in deutschen Vor- und Schlafstädten ausgedient. Das Motorrad im Grunde auch. Und anstatt am Sonnabend mit stolzgeschwellter Brust in die örtliche Autowaschanlage zum Schaulaufen zu fahren, treffen sich die Herren des Feuers auf einem der vielen Grill­seminare, die von geschäftstüchtigen Fernsehköchen oder Spezialzeitschriften landauf, landab in speziellen „Grillakademien“ veranstaltet werden. Dort fachsimpeln sie dann über die Kerntemperaturen der diversen Fleischsorten und lernen, dass Pfeffer erst nach dem Grillen zum Einsatz kommen darf, weil er ja sonst verbrennen würde.

Danach (seltener davor) entlasten sie ihre besseren Hälften, indem sie mit Kennermiene über die Wochenmärkte schlendern, um sich mit Grillgut einzudecken. Dry-aged gereifte Ribeye-Steaks von schottischen Weiden, mindestens 450 Gramm schwer, rohe Lamm-Salsicce mit Fenchel aus dem Piemont, Zicklein aus der Provence und als Beilage gegrillte Wassermelone mit Limettensaft und frischem Koriander. Es muss vom Feinsten sein, denn der Rost eines Gasgrills hat Besseres verdient als die Schinkenwurst aus der Plastikfolie oder den schnöden Schweinenacken ...

Ach so: Wenn Sie sich auch so einen mondänen Gasgrill zulegen wollen, warten Sie besser bis zum nächsten Frühjahr. Dann werden Ihnen die Dinger, kaum gebraucht, mit hoher Wahrscheinlichkeit hinterhergeworfen. Bis dahin werden nämlich die neuen amerikanischen Holzpellet-Grills den deutschen Markt erobern. Die entwickeln nicht nur automatisch ein Raucharoma, sondern eignen sich außerdem – mit Preisen ab 5000 Euro – viel besser zum Angeben.