Zu den interessanteren Small-Talk-Themen im Alltag gehörte bis vor gar nicht mal so langer Zeit die Frage: „Sag mal, hast du dir gestern Abend auch diesen Film im Ersten (oder einem der anderen rund 1000 empfangbaren Programme) angesehen?“ Sie werden sich vielleicht noch an die folgenden Gespräche erinnern – besonders am Montagmorgen drehte es sich meist um die Handlung des „Tatorts“ vom Sonntag.

Aber vielleicht geht es Ihnen inzwischen genauso wie mir: Ich könnte auf diese Frage nicht antworten. Ich könnte nicht einmal so tun, als ob ich wüsste, was im Fernsehen gelaufen ist, bloß um mitreden zu können. Weil nämlich die Bildröhre meines alten TV-Geräts seit mehreren Wochen kaltgeblieben ist.

Meine Kiste ist zwar uralt, aber bisher hat sie immer einwandfrei funktioniert. Sogar in Farbe. Und so sehr ich jetzt darüber auch grübele, komme ich immer wieder nur zu einem einzigen Schluss: Es war definitiv keine bewusste Entscheidung, die mich dazu bewogen hat, den Fernseher nicht mehr einzuschalten. Nein, das ist einfach so passiert – und ich verspüre nicht mal Entzugserscheinungen! Verrückt, was?

Stattdessen flimmern Serien über meinen PC-Bildschirm, die ich mir für rund 10 Euro im Monat so oft ansehen kann, wie ich es möchte. Serien, die ohne pöbelnde Protagonisten aus dem angeblichen richtigen Leben auskommen und ohne nervende Werbeunterbrechungen natürlich auch. Über diese Serien wird auch geredet, aber übers Fernsehen eben nicht mehr. Ich bin mir ganz sicher: Die Leute, also Sie, schalten ihre TV-Geräte nur noch heimlich an. Vielleicht, weil sie sich fremdschämen. Fürs TV-Programm.