Ein famoser Nachmittag auf dem Liegestuhl. Blick ins Grüne und in die Wolken. Einkehr ins Innere. Bundesligalose Wochen haben durchaus ihren Reiz: Der Müßiggang ist dein Freund. Im Hintergrund dudelt ein Radiosender. Zu faul zum Aufstehen und Ausschalten. Der Nachrichtensprecher warnt vor einem komplett gesperrten Autobahnabschnitt nördlich von Hamburg. „Herrlich hier auf dem Balkon“, meint der innere Schweinehund. „17 Kilometer Stau auf der A 7“, fährt die Stimme aus dem Lautsprecher fort. „Sie verlieren eine Dreiviertelstunde Zeit.“ Anderswo ballt sich die Blechlawine auf drei Kilometern Länge. Mit 30 Minuten Zeitverlust.

Total abgefahren. „Merkwürdig“, fragt man sich, „wie berechnen die das?“ Raten die? Schätzen sie? Gibt’s Parameter, mathematische Formeln gar? Warum verliert man in einem Stau mehr Zeit als in einem anderen? Und was heißt das überhaupt, Zeit zu verlieren? Vielleicht findet einer jetzt mehr Muße zur gepflegten Unterhaltung mit dem Lebenspartner – ohne Fluchtmöglichkeit. Dann wäre der Zeitverlust Gewinn.

Von acht Lebensjahrzehnten, so man sie geschenkt bekommt, verbringen wir im Schnitt zwölf Jahre vor dem Fernsehapparat. Stand neulich in einem Wochenmagazin, dem man vertrauen sollte. Wie viele dieser Stunden vor der Mattscheibe sind eigentlich vergeudet? Hat das mal einer ausgerechnet? Auch dass jeder durchschnittlich 16 Monate mit Putzen und nur neun beim Spielen mit Kindern verbringt, stimmt nachdenklich. Die sechs Monate auf dem Klo wollen wir beiseitewischen. Bei einem anderen Fakt geht das nicht: Zwei Jahre und sechs Monate seines Lebens sitzt jeder im Auto. Wie viel davon im Stau? Fragen, die keine vernünftige Antwort kennen. Ein Grund mehr, das Dasein auf dem Liegestuhl intensiv zu genießen. Verloren ist hier kein Augenblick.