Die Geräusche, die plötzlich aus meiner frisch vermieteten Nachbarwohnung drangen, waren eindeutig: Das rhythmische Knarzen einer Federkernmatratze, dazu das unterdrückte Stöhnen und Keuchen einer Frau und dazwischen immer wieder eine männliche Stimme, die befahl: „Ja, ja, – komm jetzt! Gib alles!“

Unsere Hausgemeinschaft war empört, doch dann stellte sich heraus, dass unsere attraktive neue Mitbewohnerin bloß mit zäher Verbissenheit zweimal täglich ein kraftraubendes Zirkeltraining auf ihrem Zimmertrampolin absolvierte und sich dabei online coachen ließ.

Tja, es ist nicht mehr lange hin bis zu den Sommerferien, und das bedeutet: Alle, die jetzt noch keine Strandfigur besitzen, setzen zum Endspurt an. Woher ich das weiß? Zum Beispiel häufen sich in meinem Facebook-Schwarm die Einträge über fantastische Ausdauerleistungen, die vor allem eins bewirken: Ein miserables Gewissen bei denen, die für solch engagierte Leibesertüchtigungen keine Zeit haben. Also auch bei mir.

Ein gewisser Johannes zum Beispiel, der in meinem Quartier lebt, ist am Sonntag laut seiner Fitness-App frühmorgens 12,56 Kilometer um den Stadtpark gerannt und am Abend noch mal 14,76 Kilometer zweimal locker um die Alster getrabt. Beim Feierabendbierchen erfuhr ich, dass die Sportskanone an beiden Knien laboriert und der Orthopäde ein Laufverbot ausgesprochen hat.

Warum ich Ihnen das erzähle? Nur damit Sie sich darüber im Klaren werden, wie gefährlich Sport in Wahrheit ist. Daher machen mir auch mitfühlende Blicke auf meinen, na gut, etwas umfangreicheren Bauch, nichts mehr aus: Ich bin nicht zu dick, ich betreibe lediglich Vorratsbraten-Speicherung.