Ich freue mich immer sehr, wenn die Freundinnen aus Berlin da sind. Man kann sich abends beim Wein anhören, warum es mit den Männern weiterhin nichts wird („Die haben in Berlin einfach zu viel Auswahl, ständig kommt Frischfleisch in die Stadt, da will sich keiner festlegen“), Geschichten von den vielen Verrückten erzählt bekommen („Da saß mir dieser Typ in der S-Bahn gegenüber, der hat mich die ganze Zeit angestarrt und erzählt, er kennt mich aus einem früheren Leben – er sei ein Hund gewesen und ich ein Kanarienvogel“) und das eigene Umfeld in einem ganz neuen Licht sehen, zum Beispiel auf dem an einem Sonnabendvormittag stets gut frequentierten Eppendorfer Weg („Ist das immer so schön leer hier bei euch?“).

Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts
Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts © Massimo Rodari

Noch mehr in der Achtung der Hauptstädter stieg Hamburg aber am Abend im Restaurant. Vollkommen perplex kam die eine Freundin von der Toilette zurück: „Da hängt ein Lammfellmantel in der Garderobe.“ – „Äh, ja, und?“ – „Ich kenne die Marke, der hat mindestens 800 Euro gekostet.“ – „Tja, wir sind hier halt in Winterhude ...“ – „Ich würde so einen Mantel NIEMALS in die Garderobe hängen, der wäre in Berlin sofort geklaut! Da hänge ich ja nicht mal meine Jeansjacke hin!“

Die Bedienung, die gerade den Tisch abräumte, zuckte angesichts des fassungslosen Gastes mit den Schultern: „Ach der Mantel, der hängt da schon seit Wochen – hat die Besitzerin wohl vergessen.“

Meine Freundinnen freuen sich schon darauf, bei einem Glas Wein mit Berliner Bekannten Geschichten von verrückten Hamburgern zu erzählen.