Nervtötende Begegnungen in S-Bahnen gibt es ja jede Menge – schön, wenn man auch mal vom Gegenteil berichten kann. Kürzlich wurde ein Wagen der S 1 von einer geradezu riesigen Gruppe Erstklässler geentert. Die bemerkenswert braven Kinder hielten sich so gut es ging an den Haltegriffen fest, drohten aber während der rumpeligen Fahrt mehrmals umzukippen.

Eine Frau im Abteil verkündete daraufhin ihre Idee: „Setzt euch doch irgendwo hin, wir rücken alle noch etwas zusammen.“ Das tun Hamburger zwar normalerweise nicht so gerne, aber in diesem Fall ließen sie sich nicht lumpen, und im Nu waren etliche Minis auf diverse Sitzplätze verteilt. Mit der Zeit fassten die Kinder Vertrauen und wurden immer mitteilsamer. Aus Hetlingen kam die Gruppe, die neben einigem Anfechtbaren („Hetlingen ist schöner als Hamburg“) auch viel Lustiges erzählte.

Der Autor ist Redakteur in der Lokalredaktion
Der Autor ist Redakteur in der Lokalredaktion © Klaus Bodig / HA

Den besten Dialog der Fahrt boten ein Mädchen und eine alte Dame, die mir gegenüber saßen. „Guck mal, was ich hab“, sagte die Kleine und zeigte stolz ihre Zahnlücke. Darauf die liebe Seniorin: „Du hast’s gut. Bei dir wachsen die Zähne nach. Aber wenn wir Erwachsenen Zähne verlieren, müssen wir zum Arzt gehen, neue kaufen. Und das ist teuer.“ Das Mädchen staunte, überlegte lange, grübelte. Man sah förmlich, wie es hinter der schmalen Stirn hoch über der Zahnlücke ratterte. Plötzlich hellte eine philosophische Erkenntnis ihre Miene auf und sie verkündete: „Ist klar, dass nur die Großen bezahlen müssen, Kinder haben ja noch gar kein Geld. Dann ist das alles auch voll gerecht so.“