Die Begeisterung scheint grenzenlos. 100 Tage ist sie jetzt alt, und nach heftigsten Geburtswehen haben sie nun alle ganz doll lieb. Wollen sie anfassen und bestaunen, ins Herz schließen und hören, wie sie klingt. Verzeihen gerne kleine Kinderkrankheiten und knipsen sie wie im Rausch. Alleine, aber meist zusammen mit sich selbst davor und daneben und darauf und darin. Kommen aus dem Staunen nicht heraus und kriegen sich auch gar nicht wieder ein.

Die Elbphilharmonie ist schon jetzt das versprochene Haus für alle. Das sind nach nur 14 Wochen, so hat es Kultursenator Carsten Brosda (SPD) flugs recherchiert, mit 1,6 Millionen Gästen bereits 100.000 mehr als pro Jahr ins Schloss Neuschwanstein an Besuchern kommen (siehe Kulturteil). Und der weltberühmte Prunkbau von König Ludwig II. steht ja für Deutschland wie der Eiffelturm für Paris, die Pyramiden für Ägypten. Wo soll das noch hinführen?

Allerdings sind die Macher an der Elbe auch ziemlich plietsch, um immer noch mehr und mehr Menschen in ihr imposantes Gebäude zu locken. Und manchmal macht die Liebe ja wohl auch blind. Ein geschätzter Kollege hatte sich also vor zwei Tagen zusammen mit seiner Frau mit Konzertkarten für den Kleinen Saal auf den Weg in das neue Wahrzeichen gemacht. Problemlos sprang das Licht auf Grün, als er das Ticket unten an der Rolltreppe in eine der zahlreichen Schranken steckte. Hoch ging’s mit der 80 Meter langen „Tube“ auf die Plaza. Dann aber war Ende Gelände sozusagen – kein Konzert im Kleinen Saal.

Das fand nämlich in der Laeiszhalle statt. Im Kleinen Saal. Wohin der Kollege samt Frau dann eiligst mit dem Taxi hetzte. Wieso aber gelangte er überhaupt problemlos auf die Plaza? Die Veranstaltung war irrtümlich als „Kleiner Saal Elbphilharmonie“ und nicht „Kleiner Saal Laeiszhalle“ programmiert worden, hieß es dazu als Erklärung aus der Kulturbehörde. Es habe dann bei der Einrichtung des Barcodes, der die Elbphilharmonie-Tickets um die Plaza-Zugangsberechtigung erweitert, ein Versehen gegeben. „Daher der freie Zugang mit einem Laeiszhallen-Ticket auf die Elbphilharmonie-Plaza.“

Na gut. So kriegt man die Plaza natürlich auch voll. Da kann Neuschwanstein einpacken.