„Und sonst?“, pflegt Herr Müller an seinem Imbiss auf dem Spritzenplatz in Ottensen zu fragen – seit mehr als 20 Jahren. Zu bekannten Kunden sagt er auch „Moin!“ oder „Tach“, zu neuen Gästen bisweilen neutral „Hallo“. „Mahlzeit“ geht immer, egal zu welcher Tageszeit. Meist jedoch begrüßt er mit „Und sonst?“ Manchmal kann man sich ein Fragezeichen dahinter denken, gelegentlich ein Ausrufezeichen.

Diese Anrede ist schlau. Sie besteht aus zwei Wörtern, ist dennoch vielsagend, schafft eine vertrauensvolle Basis, bringt sein Gegenüber in Zugzwang. Er muss ja halbwegs Gescheites entgegnen. Herr Müller hantiert dann am Pommes-Körbchen in seiner Fritteuse oder wendet die Thüringer, übrigens mit das Beste, was Hamburg in dieser Richtung zu bieten hat. Und er spitzt die Ohren. Oder auch nicht, je nachdem.

Die Antworten sind spannend und eröffnen dem Zuhörer Einblicke in die Persönlichkeitsstruktur des Fritten- oder Würstchenessers. Mancher greift die Gelegenheit beim Schopfe und gibt umfassend Auskunft über das aktuelle Befinden. Das kann dauern. Derweil Herr Müller weiterwendet, labert die Kundschaft. Und sonst? Einige antworten mit einem schlichten „Danke, gut“, „Bingo“, „So lala“ oder „Wie immer.“ Das verschafft einem jedoch Ruhe, vor allem zu früher Stunde. Denn bei Herrn Müller geht’s schon in aller Herrgottsfrühe rund.

Die Mutter aller Antworten gab am vergangenen Freitag ein routinierter Müllmann von sich. „Und sonst?“, fragte Herr Müller. „Muscha!“, sagte der Kommunikationsprofi. Muss ja. Damit war alles gesagt.