Anteilnahme am Leben anderer ist eine positive Sache. Eigentlich. Allerdings ist der Schritt zur Grenzüberschreitung klein. Besonders beim Einkaufen.

Sonntagvormittag bei einem der beliebtesten Bäcker in Eimsbüttel: Die Schlange windet sich meterlang zur Tür hinaus. Als ich endlich dran bin, kaufe ich nicht nur Brötchen, sondern auch ein Stück Karottenkuchen mit Frischkäse-Topping, weil es gar so lecker aussieht. Die Verkäuferin packt das Kuchenstück ein und schiebt es über den Tresen.

Elisabeth Jessen
Elisabeth Jessen © HA / Andreas Laible

Kaum nehme ich die plusterige Tüte, ruft sie ebenso empört wie lautstark: „Sie haben da draufgetatscht.“ Erstens: Das stimmt doch gar nicht! Und zweitens: Was geht sie das an? Ich habe den Kuchen doch schon bezahlt. Wenn es mir beliebte, könnte ich mich sogar auf den Kuchen draufsetzen. Und trotzdem fühle ich mich zurechtgewiesen. Kaufe ich meine Brötchen eben beim nächsten Mal woanders.

Oder letztens beim Schlachter: Als er mir 150 Gramm gemischtes Hack über den Tresen schiebt, sagt der beleibte Mann hinter der Theke in scherzhaftem Ton: „Sie kriegen wohl Gäste!“ Mal ehrlich, was geht ihn das eigentlich an, was ich mit so einer kleinen Menge plane.

Die Krönung war aber der Mitarbeiter einer Bäckereikette, bei dem ich Aufbackbrötchen bestellte. Er verkaufte mir fünf ganz normale Schrippen. „Die können Sie in eine Plastiktüte packen und morgen aufbacken. Das schmeckt auch gut“, sagte er ernsthaft.

Wundern muss es einen nicht, wenn immer mehr Leute ihre Lebensmittel online bestellen.