Steinmeiers Gattin muss wohl ihr Richteramt aufgeben, um als First Lady zu arbeiten. Geht’s noch altmodischer?

Frank-Walter Steinmeier (61) ist souverän gestartet: Mut/Demokratie gegen Angst/Diktatur, das klang schon mal kernig, modern, demokratisch selbstbewusst. Wenn aber ein Bundespräsident von Amts wegen weiß, wie eine bessere Welt auszusehen hat – warum lebt er dann ein Beziehungsmodell aus der Generation Heinz Erhardt? Vati ist Boss, Mutti stilles Dekor, das lächelt, tröstet, verzeiht und immer Hustenbonbons in der Handtasche trägt.

Kein Berufsbild ist diskriminierender als das der First Lady. Weit über tarifvertragliche Arbeitszeiten hinaus lächeln, zuhören, schweigen – ein harter Job. Während Sozialdemokratinnen mit um jeden Millimeter Gleichstellung kämpfen, fügt sich der neue sozialdemokratische Präsident ins Adenauereske. Scheint wohl selbstverständlich, dass Steinmeiers Gattin Elke Büdenbender (55) ihr Richteramt drangibt, um sich dem unbezahlten Dienst am Volk zu widmen, so, wie Gaucks Partnerin Daniela Schadt ihren Job als Redakteurin ruhen ließ.

Geht’s noch? Man kann in diesem Land sehr wohl Journalist, Jurist oder sonst was Wichtiges sein und zugleich einen Partner haben, der Politik macht. Ein seriöser Beruf pro Paar muss reichen. Wer fortwährend Geheimnisverrat, Befangenheit oder Vorteilsnahme mutmaßt, sollte zunächst sein eigenes paranoides Weltbild prüfen.

Vielleicht stimmt das Gegenteil: Jeder Richterspruch, jeder Leitartikel einer Präsidentenpartnerin erfolgt nicht nur im Namen, sondern unter den Augen des Volkes. Wie kann Professor Sauer unabhängig arbeiten, wenn seine Frau, die Kanzlerin, ihm Forschungsgelder zuschieben könnte?

Bevor der Präsident also den mahnenden Zeigefinger in alle Welt richtet, könnte er rasch noch das 21. Jahrhundert ins Schloss Bellevue einziehen lassen. Option eins: Die First Lady wird als leitende Angestellte der Bundesrepublik betrachtet und bezahlt.

Option zwei: Partner von Politikern arbeiten ohne öffentliches Gemurre selbstverständlich in ihren Berufen weiter. Das Schwert des Präsidenten mag das Wort sein, wirklich heldenhaft aber ist und bleibt nur die Tat.