Ahrensburg. Das Abendblatt hat vor ihrem Auftritt am Sonnabend im Alfred-Rust-Saal mit der dänischen Künstlerin gesprochen.

Ob der Auftritt am 25. März im Alfred-Rust-Saal ihr Debüt in Ahrensburg ist, das kann Gitte Hænning nicht beantworten. „Da bin ich überfragt. Ich weiß nur, dass ich überall schon war“, sagt sie mit spöttischem Unterton. Leider sitzt sie dabei am Telefon in ihrer Wahlheimat Berlin, so dass dem Gesprächspartner vermutlich ein ironisch-blitzender Blick entgeht.

Eines kann sie jedoch mit Sicherheit sagen: Der Veranstaltungsort – sie wählt das englische Wort ,venue’ – wird ihren Wünschen entsprechen, weil ihr Management weiß, was Gitte schätzt. „Es liegt in meinem Interesse, kleinere gute ,Venues’ zu bespielen, Theater zum Beispiel, wo wir näher am Publikum sind und es in unserer eigenen Regie liegt, eine intime Atmosphäre zu erzeugen“, sagt sie und fügt hinzu: „Es muss persönlich sein, ich muss mich wohlfühlen, dann verliere ich nicht die Liebe zu den Inhalten.“

Die Inhalte, das sind Songs aus einer langen Karriere, begonnen 1954 als acht Jahre alte Sängerin an der Seite ihres Vaters, des dänischen Gesangslehrers und Liedermachers Otto Johansson. In den 60er-Jahren machte Gitte als Schlagerstar mit Hits wie „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ in Deutschland Karriere, und

"Ich will alles": Gitte Haenning ist 70

Gitte Hænning feiert runden Geburtstag: Die dänische Sängerin, die einst ‘nen Cowboy als Mann wollte, ist 70 Jahre alt geworden.
Gitte Hænning feiert runden Geburtstag: Die dänische Sängerin, die einst ‘nen Cowboy als Mann wollte, ist 70 Jahre alt geworden. © imago stock&people | Horst Galuschka
Nicht nur im liberalen Dänemark ein Star: Die sympathische Hænning schaffte auch in Deutschland den Durchbruch und ist immer wieder auf deutschen Bühnen zu sehen.
Nicht nur im liberalen Dänemark ein Star: Die sympathische Hænning schaffte auch in Deutschland den Durchbruch und ist immer wieder auf deutschen Bühnen zu sehen. © imago | foto-ritter.deBerlin
Lässige Outfits, wilder Haarschnitt, unkompliziertes Auftreten: Die Jubilarin hat ein Faible für originelle Auftritte.
Lässige Outfits, wilder Haarschnitt, unkompliziertes Auftreten: Die Jubilarin hat ein Faible für originelle Auftritte. © imago | Gerhard Leber
„Lampenfieber“, „Ich will alles“ und vor allem „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ sind Ohrwürmer, die unwiderruflich mit Gitte in Verbindung gebracht werden. Mit letzterem Titel ...
„Lampenfieber“, „Ich will alles“ und vor allem „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ sind Ohrwürmer, die unwiderruflich mit Gitte in Verbindung gebracht werden. Mit letzterem Titel ... © dpa | Nestor Bachmann
... trat sie bereits 1963 bei den Deutschen Schlagerfestspielen im Kurhaus in Baden-Baden auf und gewann den ersten Preis. Eine große Karriere auf dem deutschen Schlagermarkt begann.
... trat sie bereits 1963 bei den Deutschen Schlagerfestspielen im Kurhaus in Baden-Baden auf und gewann den ersten Preis. Eine große Karriere auf dem deutschen Schlagermarkt begann. © dpa | Harry Flesch
„Jetzt dreht die Welt sich nur um dich“, „Vom Stadtpark die Laternen“ – gemeinsam mit Rex Gildo erstürmte Gitte in den 60er-Jahren die Charts.
„Jetzt dreht die Welt sich nur um dich“, „Vom Stadtpark die Laternen“ – gemeinsam mit Rex Gildo erstürmte Gitte in den 60er-Jahren die Charts. © imago | United Archives
Auch als Schauspielerin wurde sie tätig. 1964 stand sie unter anderem mit Peter Weck für den Film „Liebesgrüße aus Tirol“ vor der Kamera.
Auch als Schauspielerin wurde sie tätig. 1964 stand sie unter anderem mit Peter Weck für den Film „Liebesgrüße aus Tirol“ vor der Kamera. © imago | United Archives
1973 erreichte sie beim Eurovision Song Contest in Luxemburg Platz 8 für Deutschland.
1973 erreichte sie beim Eurovision Song Contest in Luxemburg Platz 8 für Deutschland. © dpa | Wolfgang Weihs
Mit ihrem Vater Otto Johansson hatte sie es nicht immer leicht. Der Liedermacher mit eher mäßigem Erfolg habe in seiner Tochter ein Vehikel für seine eigene Kariere gesehen. Ihr Vater war ihr Manager und wollte sie früh auf den Schlager festlegen. Gitte beendete die künstlerische Zusammenarbeit und ...
Mit ihrem Vater Otto Johansson hatte sie es nicht immer leicht. Der Liedermacher mit eher mäßigem Erfolg habe in seiner Tochter ein Vehikel für seine eigene Kariere gesehen. Ihr Vater war ihr Manager und wollte sie früh auf den Schlager festlegen. Gitte beendete die künstlerische Zusammenarbeit und ... © imago | United Archives
... schuf sich ihre eigenen Freiräume. Mit einem Jazz-Konzert 1997 in Berlin und den Alben „Songs for my father“ und „Johansson“ setzte sie Jahre später Zeichen der Versöhnung.
... schuf sich ihre eigenen Freiräume. Mit einem Jazz-Konzert 1997 in Berlin und den Alben „Songs for my father“ und „Johansson“ setzte sie Jahre später Zeichen der Versöhnung. © dpa | Gus
Anfang der 80er Jahre entstanden mit „Etwas ist geschehen“, „Ich will alles“ und „Lampenfieber“ einige der größten Erfolge der Sängerin. Sie waren auch so etwas wie Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Diese Aufnahme zeigt sie im September 1983 während der Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin.
Anfang der 80er Jahre entstanden mit „Etwas ist geschehen“, „Ich will alles“ und „Lampenfieber“ einige der größten Erfolge der Sängerin. Sie waren auch so etwas wie Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Diese Aufnahme zeigt sie im September 1983 während der Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin. © imago stock&people | teutopress
Gitte entwickelte sich von der Schlagersängerin zur anspruchsvollen Pop-Vokalistin, wurde vielfach ausgezeichnet und gewann unter anderem den Deutschen Schallplattenpreis. Mit Hommagen an Ella Fitzgerald und Judy Garland bekannte sie sich offen zur musikalischen Wandlung und zeigte eindrucksvoll ihr enormes Repertoire und ihre vielseitige Stimme.
Gitte entwickelte sich von der Schlagersängerin zur anspruchsvollen Pop-Vokalistin, wurde vielfach ausgezeichnet und gewann unter anderem den Deutschen Schallplattenpreis. Mit Hommagen an Ella Fitzgerald und Judy Garland bekannte sie sich offen zur musikalischen Wandlung und zeigte eindrucksvoll ihr enormes Repertoire und ihre vielseitige Stimme. © imago stock&people | teutopress
Nach Paris und Rom fand sie in den 90er Jahren in Berlin ihren Lebensmittelpunkt. In Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Lebensgefährten Friedrich Kurz entstand das Musical „Shakespeare und Rock’n’Roll“.
Nach Paris und Rom fand sie in den 90er Jahren in Berlin ihren Lebensmittelpunkt. In Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Lebensgefährten Friedrich Kurz entstand das Musical „Shakespeare und Rock’n’Roll“. © imago stock&people | /teutopress
Von Juni 2004 bis Ende 2007 stand Hænning gemeinsam mit Wencke Myhre und Siw Malmkvist mit dem Programm Gitte, Wencke, Siw – Die Show („GWS – Die Show“) über 500 Mal in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart, Bremen, in der Schweiz und in Österreich sowie an zahlreichen anderen Orten auf der Bühne. Ein überwältigender Erfolg. Es folgten weitere Einzeltourneen, Alben und ...
Von Juni 2004 bis Ende 2007 stand Hænning gemeinsam mit Wencke Myhre und Siw Malmkvist mit dem Programm Gitte, Wencke, Siw – Die Show („GWS – Die Show“) über 500 Mal in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart, Bremen, in der Schweiz und in Österreich sowie an zahlreichen anderen Orten auf der Bühne. Ein überwältigender Erfolg. Es folgten weitere Einzeltourneen, Alben und ... © imgo | Sven Simon
... auch die Theaterbühne blieb ein ständiger Auftrittsort. Im Jahr 2010 spielte und sang sie in der Shakespeare-Theaterinszenierung von „Was ihr wollt“ unter anderem im Renaissance Theater in Berlin.
... auch die Theaterbühne blieb ein ständiger Auftrittsort. Im Jahr 2010 spielte und sang sie in der Shakespeare-Theaterinszenierung von „Was ihr wollt“ unter anderem im Renaissance Theater in Berlin. © dpa | Soeren Stache
Seit 2015 tritt sie mit ihrem Programm „All by myself“ auf. Alles Gute, Gitte!
Seit 2015 tritt sie mit ihrem Programm „All by myself“ auf. Alles Gute, Gitte! © dpa | Rolf Vennenbernd
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: anspruchsvolle Popsongs, Blues, Soul und Jazz.

Der „Cowboy“ aus dem Jahr 1963 tritt als Selbstparodie auf

Es spricht für die Qualität ihrer Songs, dass sie in aktuellen Programmen auf Altbewährtes aus dem Riesenfundus zurückgreift, gern auch mit neuem Zugang. Für Ahrensburg kündigt sie zwei Sets an: zunächst deutsche Lieder, darunter auch ihren „Cowboy“ von 1963, den sie in einer überdrehten Selbstparodie präsentieret, ebenso verjazzt wie die Hits „Lampenfieber“ und „Aufwärts“. Nach der Pause folgen Jazz-Arrangements in englischer Sprache.

Gitte Hænning ist sich sicher, dass bei dieser Mischung für jeden etwas dabei sein wird. Ihr selbst sind Genre-Grenzen fremd. „Da halte ich es mit Leonard Bernstein: Es gibt nicht E und U, sondern nur gute und schlechte Musik.“ Der Titel ihres aktuellen Programms unterstreicht, dass sie von all dem, was sie macht, auch wirklich überzeugt ist: „All by Myself“.

Die Liebe zum Jazz hat sie früh verinnerlicht. „Ich hatte das große Glück, von Kindesbeinen an unfassbar tolle Musiker direkt zu erleben und später mit ihnen zu arbeiten. „In klassischen Konzerten fühlte ich mich unwohl. Still zu sitzen fiel mir schwer. Ich bin ein rhythmischer Mensch, deshalb passe ich gut zum Jazz“, sagt sie.

Eine Lebensaufgabe, sich in der Musik von Zwängen zu befreien

Gitte Hænning lebte den Jazz. Sie war jahrelang mit dem legendären Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen liiert („wir waren ein so süßes Paar, beide 17 Jahre alt, damals in Kopenhagen“). Ihr gefällt, wie viele Einflüsse und Genres der Jazz aufnimmt, dass er eine so reichhaltige Musik ist, die ebenso intellektuell wie unmittelbar körperlich wirkt. „Jazz schafft Freiheit und Unabhängigkeit.“ Und das passt ideal zu ihrem eigenen Arbeitsanspruch: „Ich möchte mich nicht wie in einem Gefängnis fühlen. Ich empfinde es als Lebensaufgabe, es mir nicht leicht zu machen und mich von Zwängen zu befreien.“ Kurz: „Keine Kompromisse.“

Gitte hat zwar nicht nur einen Koffer, sondern eine kleine Bleibe in Berlin. Doch eigentlich sei sie Kosmopolitin, deren Heimat die Musik sei. Sie liebt luxuriöse Hotels und könnte sich vorstellen, ausschließlich dort zu leben. Und sie genießt es, vielsprachig unterwegs zu sein. In ihren Songs erkundet sie die unterschiedlichen Mentalitäten in Sprachen, die sich sehr unterschiedlich für verschiedene musikalische Genres eignen.

Nach ihren eigenen musikalischen Vorlieben gefragt, folgt sofort eine lange Liste, in der sich Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Miles Davis, Ray Charles, Strawinsky und Boulez (und viele andere mehr) bunt mischen. Sie lobt aber auch den kürzlich verstorben Roger Cicero, dem es geglückt sei, Jazz und deutsche Sprache überzeugend zu verbinden. Und Gitte erzählt, dass sie sich auch für ganz andere Performances begeistern kann: „Bei der Sendung ,Sing meinen Song’ saß ich manchmal wie ein kleines Mädchen dicht vor dem Fernseher.“ Keine Frage, dass sich ihre eigene Begeisterungsfähigkeit und Wahrhaftigkeit auch am Sonnabend in Ahrensburg übertragen wird.

Gitte Hænning & Band Sa 25.3., 20 Uhr, Alfred-Rust-Saal, Wulfsdorfer Weg 71, es gibt nur noch einzelne Karten, im Online-Ticket-Service und bei Stojan (Hagener Allee 3a)