„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, so lautet eine der beliebtesten Lebensweisheiten, die uns Jüngeren von zahlreichen Mitgliedern der älteren Generation nicht nur konsequent vorgelebt, sondern im Verlauf unserer Aufzucht und Hege nicht selten auch regelrecht eingetrichtert werden.

Und gerade, wenn es sich um besonders schöne oder seltene oder auch besonders leckere Dinge handelt, neigen Sparfüchse zu seltsam anmutenden Verhaltensweisen. Mein guter Bekannter Paul zum Beispiel – Sie wissen schon (er galt eine Zeit lang als verschollen) – besitzt ein „gutes“ Sakko, das er stets nur zu ganz besonderen Gelegenheiten aus seinem Schrank holt. Nun, davon gibt es offensichtlich nur wenige, doch als unser „Hammer Rat der Weisen“ vor wenigen Tagen sein zehnjähriges Bestehen feierte und Paul in seinem guten Stöffchen erschien, stellten wir übereinstimmend fest, dass die Breite seiner Revers in etwa der Mode der frühen 80er entsprach.

Es sind immer diese seltenen, „besonderen Gelegenheiten“, zu denen die Sparfüchse sich an ihre Schätze erinnern, die sie in den Tiefen ihrer Schränke hüten. Wie die gute Schweizer Schokolade – ein Geburtstagsgeschenk –, die jetzt einen feinen, weißen Überzug trägt, „Fettreif“ genannt, und nach sechs Jahren leicht muffig schmeckt. Wie den 1987er-Riesling, der längst von trocken zu essigsauer mutiert ist; wie das Kaffeeservice aus Meissen, das seit Generationen zwar die Hälfte des Wohnzimmerschranks einnimmt, aber nur zu Taufen, Konfirmationen und Trauerfeiern herausgeholt wird, und zwar mit so verspannter Andacht, dass immer eine Tasse zu Bruch geht.

Und als unser „Hammer Rat der Weisen“ neulich einer Nachbarin mit einem großen Blumenstrauß zu ihrem 50. Geburtstag gratulierte, verschwand sie zu unserem Erstaunen mit der gefüllten Blumenvase im Keller, kehrte ohne sie zurück und sagte: „Wisst ihr, Jungens, die Blumen bleiben in dunklen, kühlen Räumen viel länger frisch!“