Plötzlich sind da nur noch Ehemalige. Anstelle des Raucherraums entern sie jetzt die Salatbar oder machen Rückenübungen auf Yogarollen unter dem Schreibtisch. Das ist der Zeitgeist. Die Zigarette passt einfach nicht mehr. Zu ungesund, zu wenig Selbstkontrolle, zu hedonistisch. Die neuen Ehemaligen haben es auf unterschiedliche Art und Weise geschafft: Mit Nikotinpflastern, oder -Kaugummis (oder beidem), mit langsamer (jeden Tag eine weniger), sehr langsamer (jedes Quartal eine weniger) Reduzierung oder mithilfe von YouTube-Tutorials (Nichtraucher in 20 Minuten). Nur einer, der hat es anders gemacht, der hat sich dem Abschiedsschmerz erst gar nicht ausgesetzt. Der raucht jetzt E-Zigarette – und zwar in etwa so häufig, wie Maggie Simpson an ihrem Schnuller nuckelt: Immer. Der besorgte Beobachter ahnt es: Der Trennungsschmerz ist mit der Methode nur aufgeschoben.

Vielleicht könnte da eine jetzt angekündigte Veranstaltung aus Lübeck helfen. Die Hansestadt lädt nämlich zum offiziellen Abschnullern ein. Dabei können Kinder ihren Schnuller als Akt des Abschiednehmens feierlich in einen Baum hängen, der dann wiederum in den noch folgenden Wochen des Vermissens zum Trostspender werden soll. Klar, altersmäßig ist die Zielgruppe recht eindeutig zugeschnitten, aber wieso sollte es beim E-Schnuller nicht auch klappen? Um den Übergang sanft zu machen, bieten die Veranstalter übrigens auch an, den Baum mehrfach aus der Ferne in Ruhe zu betrachten, um sich langsam an den Gedanken zu gewöhnen. Am besten gleich ein YouTube-Tutorial draus machen. „Männer, die auf Bäume starren – Nichtraucher in 20 Jahren.“