Hamburg Schriftstellerin. Bei der Verleihung in der St.-Katharinen-Kirche liest sie aus ihrem neuen Kinderkrimi und erzählt, und was sie mit Afrika verbindet.

Kirsten Boie hat jetzt ein „Hamburger Tüddelband“. Die Kinder- und Jugendbuchautorin („Der kleine Ritter Trenk“, „Wir Kinder aus dem Möwenweg“), erhielt die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung beim Harbour Front Literaturfestival in ihrer Heimatstadt Hamburg. Rund 250 Kinder kamen am Donnerstag zur Preisverleihung in die St.-Katharinen-Kirche, wo die 66-Jährige im Anschluss auch aus ihrem neuen Kinderkrimi „Thabo. Detektiv und Gentleman - Die Krokodil-Spur“ las.

Die Autorin hat bereits mehr als 100 Bücher geschrieben

Boie schreibt seit mehr als 30 Jahren für ihr junges Publikum. Wie viel sie genau veröffentlicht hat, wisse sie selbst nicht, sagte sie. „Es sind inzwischen so viele Bücher geworden, dass ich den Überblick verloren habe“, erzählte die Autorin. „Ich glaube jetzt immer dem Internet.“ Und das sagt - wie ihr Hamburger Verlag Friedrich Oetinger - mehr als 100. 2007 wurde Boie für ihr Gesamtwerk mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichnet.

Kirsten Boie unterstützt ein Aids-Waisenprojekt in Swasiland

Ihr jüngstes Werk sind die Geschichten um den afrikanischen Jungen Thabo. Seit Jahren reist Boie immer wieder ins südliche Afrika nach Swasiland. Dort unterstützt die Schriftstellerin seit 2007 unter anderem ein Aids-Waisenprojekt. Den Hamburger Schulkindern bei der Preisverleihung berichtete sie vom Alltag der Kinder in Swasiland - und dass 43 Prozent aller Kinder dort an ihrem 15. Geburtstag keine Eltern mehr haben.

250 Schulkinder waren bei der Preisverleihung in der St.-Katharinen-Kirche dabei
250 Schulkinder waren bei der Preisverleihung in der St.-Katharinen-Kirche dabei © dpa | Georg Wendt

Geschichten über Aids-Waisen thematisierte die Autorin auch in ihrem 2013 erschienen Buch „Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen“. Mit ihrer Möwenweg-Stiftung engagiert sie sich für Projekte in Swasiland ebenso wie für die Leseförderung in Deutschland und verschiedene Flüchtlingsthemen. Nicht nur ihre Arbeit als Autorin, sondern auch ihr persönlicher Einsatz für Kinder sei preiswürdig, meinten die Veranstalter – „denn viele können von einer Kindheit, die so vergnügt ist wie die der Kinder vom Möwenweg, nur träumen“.

Das „Tüddelband“ geht an Autoren, die Kinder für das Lesen begeistern können

Das „Hamburger Tüddelband“ zeichnet Autoren aus, die nicht nur regelmäßig für Kinder und Jugendliche publizieren, „sondern sie mit ihren Liveauftritten ganz besonders für das Buch, für Geschichten begeistern zu wissen und so im besten Fall zum eigenen Lesen anregen“, wie die Veranstalter erklärten. Im vergangenen Jahr ging die zum vierten Mal vergebene Ehrung an Cornelia Funke, davor an Rafik Schami und Finn-Ole Heinrich.

Namenspate für den Preis war ein bekanntes plattdeutsches Lied

Eines der bekanntesten plattdeutschen Lieder („An de Eck steiht ‘n Jung mit ‘n Tüdelband“) war Namenspate für den Preis. Als Tüd(d)elband bezeichnet man zumeist einen einfachen Bindfaden oder - wie im Lied - einen Reifen, den Kinder beim früher besonders beliebten Reifentreiben mit einem Stöckchen aufrecht gehalten und bewegt haben.

Selbst als sie Kind war, habe man schon nicht mehr damit gespielt, sagte Boie. „Aber wir haben immer das Lied gesungen“, erzählte sie. „Und als ich gehört habe, dass ich diesen tollen Preis bekommen soll, habe ich gemerkt: Ich kann das ganze Lied noch singen.“ Auf den Beweis verzichte sie aber lieber, sagte sie und nahm dankend die Auszeichnung entgegen - für Kinderliteratur gebe es ja nicht so viele Preise wie für Erwachsenenliteratur.