„Ja, ist denn heut schon Weihnachten?“, hätte der Kaiser sicher gefragt, wenn er gestern in Hamburg gewesen wäre. Und zufällig in der Handelskammer vorbeigeschaut hätte. Nach einer Fahrt mit dem Lift in den 5. Stock wäre Franz Beckenbauer, der mit diesem Werbespruch in einem Filmchen für einen Mobilfunkanbieter vor 16 Jahren brillierte, einem lebendigen Engel in die offenen Arme gelaufen. Ganz in Weiß und mit kleinen Flügeln stand der junge Mann da und reichte Kekse in Tüten. Ein leckerer Weihnachtsstern aus Lebkuchen war da drin.

Einen Raum weiter gab es die dafür nötigen Utensilien. Eine rote Keksdose mit Spieluhr im Boden inklusive Nostalgie-Melodie „We Wish You A Merry Christmas“, natürlich feucht abwischbar. Plätzchenausstecher in Rentier-Form und ein tragbares Muffinblech mit Deckel. Spekulatius-Backformen mit drei unterschiedlichen Motiven und ein niedliches Holzbackset für Kinder.

Davon hat der Kaiser ja einige. Allerdings hat Beckenbauer, mittlerweile 70, momentan andere Probleme. Das Herz. Und die Staatsanwaltschaft. Zwei schwierige Operationen. Da bleibt nicht wirklich Zeit, um sich jetzt schon für die Weihnachtsgeschenk-Kollektion zu erwärmen, die Tchibo bei strahlendem Sonnenschein und dem gefühlt ersten echten Sommertag des Jahres vorstellte.

Andererseits: Es hat sich doch eh alles verschoben. Der Kaiser wird gejagt. Der Sommer lässt uns kalt. Was spricht also ernsthaft dagegen, sich kurz vor dem Herbstanfang bei 25 Grad über atmungsaktive Skiunterwäsche oder eine goldfarbene Zimtsternbackmatte für den Gabentisch Gedanken zu machen?

In den Hochbahnbussen wird Anfang September schon für Weihnachten geworben
In den Hochbahnbussen wird Anfang September schon für Weihnachten geworben © Knut Terjung