Seit knapp zwei Wochen bin ich im Wettkampfmodus. Ich verbringe nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte vor dem Fernseher. Sie ahnen es schon, Rio de Janeiro, aber ich bin mir sicher, dass ich im olympischen Drei-Stellungskampf (Extrem-Couching, Kühlschrank-Sprint, Tankstellen-Shopping) längst auf Medaillenkurs liege. Meine Finalteilnahme am Sonntag ist in greifbare Nähe gerückt, und ich weiß, dass mir meine Freunde im Strandurlaub ununterbrochen die Daumen drücken und mich auf diese Weise gedanklich unterstützen.
Natürlich steht man als Spitzenzuschauer ständig unter einem immensen Druck, vor allem dann, wenn man seinen Erfolg von vor vier Jahren während der Spiele in London (210,54 Stunden TV-Konsum) übertreffen möchte. Aber ich kann sagen: Ich war auf den Punkt fit, denn ich hatte mich dieses Mal besonders gründlich vorbereitet. Das vierwöchige Trainingslager während der Fußball-EM in Frankreich war zwar sehr kraftraubend, vor allem während der Vorrunde, als ich teilweise drei Partien hintereinander konsumieren musste.
Doch spätestens nach dem Anschauen der drei unfassbar langweiligen Unentschieden des späteren Europameisters Portugal wusste ich, dass ich meine Wackeldisziplinen – Synchronschwimmen und Gewichtheben der Frauen – ohne ein einziges Nickerchen bewältigen würde; vor allem aber auch ohne verbotene Substanzen. Schließlich läuft man als Extremglotzer, der während der Werbeinseln mal kurz zum Tankstellen-Shopping fahren und Nachschub holen muss, ständig Gefahr, von uniformierten Dopingkontrolleuren getestet zu werden. Unangemeldet natürlich.