Wer zurzeit durch Hamburgs Einkaufsstraßen schlendert, dem dürfte aufgefallen sein, dass der Textil-Einzelhandel sich in kollektiver Verzweiflung darum bemüht, die Sommerkollektionen aus den Regalen rauszuschaufeln. Ist ja auch kein Wunder, bei dieser Herbstzeitstimmung. Und wie immer, wenn Schaufenster mit großformatigen Prozentzeichen dekoriert werden, schlägt die Stunde der Schnäppchenjäger. Wobei man anmerken sollte, dass der Begriff des Schnäppchenjägers die tatsächliche Situation arg verharmlost.

Ist es nicht merkwürdig, dass ein Teil der Bevölkerung einerseits nicht müde wird, Stimmung gegen all jene zu machen, die einen Migrationshintergrund besitzen; vorzugsweise gegen all jene, die aus der Türkei und dem arabischen Raum stammen. Doch wenn es ums Feilschen geht, rückt die eben noch propagierte Furcht augenblicklich in den Hintergrund und macht dem Geizgedanken Platz. 70, 80 Prozent Nachlass, auf welche Waren auch immer, sind vielen aber immer noch nicht genug, am liebsten hätten sie es geschenkt – und vermutlich wäre ihnen das noch zu teuer.

Aber dann war da ja auch noch diese eine Verkäuferin, die sich nicht unterkriegen lassen wollte: Sie ließ mit unbewegter Miene die Wortkaskaden einer Kundin über sich ergehen, die sich letztlich großzügig dazu herablassen wollte, „maximal“ ein Zehntel des ursprünglichen Preises für eine Designerjeans (229 Euro) zu bezahlen. Als sie endlich fertig war, sagte die Verkäuferin: „Ach, wissen Sie, gnädige Frau, noch mehr Prozente finden Sie nur in der Kneipe, und Rabatte finden Sie im Beet. Darf es jetzt diese Hose sein?“