Hamburg gilt als britischste Stadt Deutschlands. Das hat auch der Senat erkannt und vorsorglich in streng geheimen Gutachten untersuchen lassen, wie sich die Hansestadt verändern würde, wenn die Briten morgen für den Brexit stimmen und tatsächlich die EU verlassen. Das Ergebnis: Hamburg und das Vereinigte Königreich verbindet mehr als gedacht – ganz zu schweigen von den vielen Anglizismen an jeder Ecke.

So viel sickerte schon durch: Das Englische Theater am Lerchenfeld zeigt nur noch plattdeutsche Stücke – viele Vokabeln sind ohnehin identisch. Der Michel erhält eine neue Adresse: Aus der Englischen Planke wird der Holzweg, und der Old Commercial Room, der 1795 von einem englischen Reeder gegründet wurde, heißt künftig „Zum Labskaus“.

Der Beatles-Platz weicht einer Schlagerkneipe, das Dollhouse nennt sich „Puppenstube“ – und aus Susis Show Bar wird „Susannes Schaubude“. Alle Penny-Filialen werden zu „Eurocent“-Märkten – und die Bahrenfelder Barclaycard-Arena zur Euroscheck-Halle. Es fährt auch kein Shuttle mehr dorthin, sondern nur ein Pendelverkehr.

Die HafenCity soll – im Sinne des Sprungs über die Elbe – in Veddel-Nord umgetauft werden (und die City Nord in Alsterdorf-Süd). Bitter: Die „Queen Mary 2“ verliert ihren Heimathafen. Statt „Hamburg“ soll schon „Hamilton“ am Heck stehen – ausgerechnet Bermuda! Als Ersatz baut die Reederei Cunard ein neues Schiff für die Route Hamburg–New York und tauft es „König Olaf“.

Englische Wochen wird es weder im Volkspark noch am Millerntor mehr geben, wo auch britische und australische Fußball-Hymnen der Vergangenheit angehören. Es versteht sich von selbst, dass englischer Rasen ebenso wie nicht durchgebratene Steaks mit Strafzöllen belegt werden. Das Geld fließt in die Erforschung des Klimas: Die Hamburger sollen künftig keinen Regenschirm mehr aufspannen müssen, nur weil es in London nieselt. Apropos Geld: Das Pfund wird nach einem Brexit auch auf dem Fischmarkt abgewertet und wiegt nur noch 499 Gramm. Schwerer würde nur ein tatsächlicher Brexit wiegen. Wir Hamburger wollen schließlich nicht auf den feinen britischen Humor verzichten.