Auf Dachböden in Elternhäusern sammelt sich vieles an – Brauchbares und Unbrauchbares, Dinge, die man nie wieder herunterholen wird, aber auch wahre Schätze. So steht in meinem Kindheitszuhause seit Langem ein wunderbares Tourenrad nutzlos herum.

Liebevoll abgestaubt und in der Werkstatt noch einmal durchgecheckt, soll es nun den Weg nach Hamburg antreten. Dummerweise liegt dazwischen die deutsch-österreichische Grenze, und die ist schier unüberwindbar, denn die Auskunft der Paketdienste ist immer gleich: Von Österreich aus könne man zwar Päckchen und Pakete nach Hamburg versenden, aber kein Fahrrad.

Da mein Elternhaus nahe der Grenze liegt, könnte die Reise ja auch in Passau losgehen. Nette Idee, hat aber einen Haken, denn: „Sie brauchen dort eine Abholadresse.“ Habe ich aber nicht!

„Nehmen Sie das Rad doch mit der Bahn mit“, riet eine Hotline. Ich habe einen hilfsbereiten Vater. Er würde mir das gute Stück sogar persönlich vorbeibringen, allerdings gibt es längst nicht in jeder Bahn ein Räderabteil, und er müsste acht- bis neunmal umsteigen. Dazu könnte er im schlechtesten Fall um 9.40 Uhr losfahren und käme am nächsten Tag um 5.14 Uhr in Hamburg an (mit reichlich Umsteigezeit und nächtlichem Aufenthalt von 3 Stunden und 24 Minuten in Rotenburg/Wümme). Im besten Fall wäre die Tour mit achtmal Umsteigen in 13 Stunden zu schaffen, aber nur, wenn keiner der Züge Verspätung hat.

Eine Kollegin hat jetzt eine Lösung gefunden. Ihre Familie lebt in Passau und hilft mit einer Abholadresse aus. Die Bayern und die Österreicher halten halt zusammen – gemeinsam stark in der Servicewüste. Nächste Woche steht das Radl in meinem Keller. Hoffentlich.