Seitdem ich kein Auto mehr besitze, dafür aber ein Fahrrad, die Mitgliedschaft eines Car-Sharing-Anbieters sowie eine HVV-Monatskarte, fühle ich mich als besserer Mensch. Sozusagen als Flexitarier des täglichen Individualverkehrs. Ein echt erhebendes Gefühl. Das leider nur durch die überraschenden Fahrplanänderungen meiner Stammbuslinie 261, Haltestelle Saling, gestört wird.

    Also, kaum hatte ich mich vor einigen Monaten als Neueinsteiger im öffentlichen Nahverkehr daran gewöhnt, dass der Bus um 9.11 Uhr kommen sollte, fuhr er von einem auf den anderen Tag um 9.01 Uhr ab, doch kaum, dass ich auch diese neuen Abfahrtzeiten verinnerlicht hatte, switchten die Fahrplanplaner die Abfahrtzeit auf 9.15 Uhr um. Ich schwör! Heute Morgen durfte ich jedoch um 9.13 Uhr feststellen, dass der Bus ebenso neuerdings wie überraschenderweise um 9.12 Uhr an der Haltestelle Saling eintreffen sollte, und ich wieder mal zu spät gekommen war. Um jedoch ehrlich zu sein: Ich habe es noch nie erlebt, dass mein Bus jemals pünktlich abgefahren ist. Denn wenn ich gerade noch rechtzeitig die Haltestelle erreichte, sah ich stets nur seine Rücklichter. Fand ich mich jedoch früher – überpünktlich – an der Haltestelle ein, kam mein Bus viel zu spät oder auch schon mal gar nicht. Interessanterweise kam dann übrigens der zweite Bus (also der um 9.21 Uhr) ein paarmal sogar vor dem für 9.01 Uhr angekündigten Bus; allerdings zumeist schon um 9.18 Uhr, was den anderen Fahrgästen, die mit mir gemeinsam warteten, schon ab und zu sauer aufstieß. Mittlerweile sind wir eine verschworene Gemeinschaft und schließen regelmäßig Wetten ab, ob der Bus pünktlich fährt oder zu spät oder zu früh oder gar nicht. Manchmal versuchen wir es auch mit dem Trick, den Bus herbeizurauchen: Sie wissen doch noch sicherlich, wie es früher in den Restaurants war, als man sich nach längerer Wartezeit provozierend eine Zigarette anzündete, um sein Essen daraufhin sofort serviert zu bekommen. Bei Bussen aber funktioniert dieser Trick nicht richtig, irgendwie.

    Und jetzt wissen Sie, warum wir dem Fahrplan nicht mehr vertrauen und deshalb einfach zu Fuß gehen, nachdem wir vergeblich auf unseren Bus gewartet haben. Dass uns der Bus dann etwa auf der Hälfte der zurückgelegten Strecke überholt, versteht sich jedoch von selbst, nicht wahr?