Wer täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, kennt nicht nur jedes Schlagloch mit Namen, sondern hat auch das System der Ampelschaltungen verinnerlicht. Auf der Rentzelstraße Richtung Messe kann ich mir zum Beispiel immer Zeit lassen, denn wenn ich an der Kreuzung Bundesstraße Grün hatte, ist die Ampel an der Schröderstiftstraße noch lange rot. Danach heißt es allerdings Gas geben, sonst schaffe ich die Grünphasen an Lager- und Flora-Neumann-Straße nicht mehr. Am Sievekingplatz kann man dagegen entspannt sein – auch wenn die Fußgänger Richtung Kaiser-Wilhelm-Straße bereits Rot haben, steht die Fahrradampel noch auf Grün. Derartige Gesetzmäßigkeiten gibt es natürlich auch auf dem Rückweg.

Bis auf diesen einen Abend. Obwohl die Ampel an der Ecke Karolinenstraße/St. Petersburger Straße immer grün und die An der Verbindungsbahn immer rot ist, wenn ich bei Grün am Holstenglacis starte, waren diesmal beide grün. Die an der Bundesstraße hätte dann auch grün sein müssen, war sie aber nicht, und zum ersten Mal konnte ich direkt weiter zur Bogenstraße fahren, wo man sonst immer, von der Grindelallee kommend, an der zweiten Ampel warten muss. Ein Radfahrer-Mysterium.

Ein anderes ist mir neulich Morgen begegnet: Obwohl meine liebe Kollegin, die ein paar Häuser weiter wohnt, und ich zur selben Zeit losgefahren sind, sie allerdings auf dem Weg noch den Papiermüll entsorgt und dann einen deutlichen Schlenker gefahren ist, kam sie vor mir am Büro an – und das, im Gegensatz zu mir, ohne eine Schweißperle auf der Stirn.

Wirklich schleierhaft war mir neulich allerdings, wie eine Freundin – ebenfalls stets mit dem Rad unterwegs – vollkommen trockenen Fußes das Lokal, in dem ich nach meiner Fahrt durch den Regen bereits durchnässt saß, betreten konnte. Hatte es etwa nur über meiner Strecke geregnet? Trat meine Freundin so schnell in die Pedale, dass sie unter den Tropfen hindurch fuhr? Dieses Radfahrer-Rätsel ließ sich aber zum Glück aufklären: Sie war mit dem Bus gekommen.