Hamburg . Lars Hinrichs, der Gründer des Netzwerks Xing, präsentiert sein neues Projekt: exklusive Hightechwohnungen für Reiche.

Wer hier wohnen möchte, sollte in jedem Fall ein ansehnliches Gehalt mitbringen – und am besten auch eine gewisse Sympathie für Technik. Mindestens 4000 Euro Miete verlangt Lars Hinrichs für die kleinste Wohnung in seinem Haus am Mittelweg, das nach einigen Verzögerungen bald fertig wird. Doch es geht noch teurer: Für das Penthouse mit mehr als 250 Quadratmetern muss der Mieter 11.500 Euro im Monat übrig haben.

Das Eckhaus in Rotherbaum, „nur 150 Meter von der Alster und 15 Minuten vom Jungfernstieg entfernt“, wie der Hamburger Unternehmer für seine Immobilie wirbt, verspricht für den Preis nicht nur eine gute Lage, sondern vor allem technischen Luxus: Den Altbau von 1908 hat Hinrichs fit für die Zukunft gemacht. Das Haus ist von oben bis unten mit digitaler Überwachung und Steuerung voll gepackt. Vom Keller mit seinen 16 Ladestationen für Elektroautos – bis zum Dachgeschoss mit seinen automatisch auf Wind und Wetter reagierenden Sonnenrollos.

Hinrichs ist Gründer der Businessplattform Xing, die ihn zum Multimillionär machte. Mit der Internetseite ging es dem Hamburger damals darum, einen Treffpunkt für Geschäftsleute zu schaffen – jenseits von Golfplätzen und Messen, im digitalen Raum.

Mit seinem „Apartimentum“ schafft er nun den digitalen Raum zum Wohnen. Manche Einbauten erinnern an die S-Klasse von Mercedes, die mit dem elektrisch einstellbaren Rückspiegel im Innenraum beim technisch Machbaren etwas übers Ziel hinausgeschossen war. Die Frage darf erlaubt sein, ob die Bewohner ein Haus als sicher empfinden, dessen Türen komplett ohne herkömmliche Schlösser auskommen.

Während des Rundgangs, zu dem Hinrichs am Freitag erstmals in die fast einzugsfertigen Wohnungen eingeladen hatte, sprühte der Investor selber jedenfalls vor Begeisterung. Angefangen bei der Wohnungstür: „Ich verliere ständig meine Schlüssel“, sagte der 39-Jährige lachend, „und hier braucht niemand mehr danach zu suchen“. Vielmehr verfügt die 120 Kilo schwere Eingangstür der Apartments über Kameras und Sensoren, die das Öffnen und Schließen je nach Bedarf zulassen oder verhindern. So erkennt die Tür, ob sich der Bewohner mit seinem Smartphone nähert, und öffnet sich dann automatisch. „Ich kann für andere Personen, etwa Putzkräfte, zusätzlich Einmal­codes vergeben und dabei Zeitfenster festlegen: So kann die Hilfe nur zwischen 8.55 Uhr und 9.05 Uhr hereinkommen“, schwärmt Hinrichs. Ansonsten bleibt die Wohnung verschlossen, versichert der Unternehmer, dessen Großvater einst die Hamburger Stadtbäckerei gründete.

Andere Gimmicks sind die Badewanne, die per App angesteuert wird und schon einmal vollläuft, während der Mieter noch unterwegs ist. Die Heizungsanlage, die bei Verlassen oder Betreten der Wohnung das Klima reguliert. Oder die Paketstation im Hausflur, wo der DHL-Mitarbeiter die bestellten Schuhe ablegt und sie bei Nichtgefallen auch anschließend direkt wieder abholen kann. Die Bewohner können Kameras in den Räumen einbauen lassen, mit denen sie die Kinder überwachen und vom Bad aus sehen können, ob der Topf auf dem Herd überkocht.

Nachdem Hinrichs 2010 die Immobilie gekauft hatte, verzögerten ein Streit mit einem hier ansässigen Edel-Italiener – von Hinrichs nur „Pizzeria“ genannt – und Querelen um den Denkmalschutz den Fortgang des Umbaus. Im Mai werden die ersten Wohnungen nun bezugsfertig sein.

Neben den digitalen Innovationen versucht sich Hinrichs beim Apartimentum mit einer neuartigen Miete. Bei ihm heißt sie Flatrate, wird per Kubikmeter berechnet und umfasst alle Nebenkosten. Vor allem gut verdienende Expats, also auswärtige Manager, die zwecks Arbeit nur vorübergehend in der Stadt sind, sollen sich von dem neuen Wohnkonzept angesprochen fühlen und das mitdenkende Haus an der Alster genießen. Insgesamt 45 Apartments bietet die Immobilie. „Einige Mieter“, sagt Hinrichs, habe er schon.