Wenn seltsame Verführer im Internet per Mail den großen Reichtum versprechen – und sich dazu von Google ins Deutsche übersetzen lassen.

Es ist soooo putzig: Diese Welle an unerbetenen Botschaften von Banken aus dem Vereinigten Königreich, die täglich in das E-Mail-Konto schwappt. Gestern erst schrieb ein Dr. Christopher Anderson von der National Westminster Bank Plc. aus seinem Londoner Büro, das von einem „großen immensen Nutzen“ für ihn und für mich ist. Das Büro? Zum Nutzen für uns beide?

Er ist dort Co-Trainer, schreibt er. Und er hat 16,5 Millionen Pfund gefunden auf dem Konto eines bei einem Hubschrauberabsturz getöteten Amerikaners. Die will er mit mir teilen, der Co-Trainer. Es gibt ja keinen näheren Verwandten als mich. Kurz bevor ich meine Kontonummer maile, muss ich mir eingestehen, dass mir weder der verunglückte Ron Bramlage geläufig ist noch seine Frau Rebecca oder die ebenfalls getöteten Kinder Brandon, Boston, Beau und Roxanne. Der letzte Beau, den ich kannte, war Bryan Ferry (Roxy Music). Und der lebt ja noch.

Diese Abfisch-Versuche, meine Kontonummer zu erfahren, lesen sich extrem witzig. Ich liebe es. Oder, wie in diesen E-Mails mit dem Google-Übersetzer und einem Schuss McDonald’s übersetzt: I’m lovin’ it. Kostprobe: „Die Wahl der Kontaktaufnahme mit Ihnen ist aus der geographischen Natur, wo Sie leben, vor allem aufgrund der Sensibilität der Transaktion und die Vertraulichkeit hier geweckt.“ Das könnte Anshu Jain für die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Deutschen Bank formuliert haben – und niemand würde es merken.

Der Co-Trainer schlägt vor: 60:40 sollen wir das Geld teilen, die kleinere Summe für mich. Das scheint mir plausibel. Alle Bankgeschäfte laufen zugunsten der Institute. „Ich habe Sie kontaktiert zu glauben, dass Sie nicht weg mit meinem eigenen Anteil an diesem Fonds.“ Ich mich mit dem Geld davonmachen? I wo!

Schick die Knete und halt die Gosch, will ich sofort zurückmailen. Vorher überprüfe ich noch im Google Translator die korrekte Übersetzung. Dort wird vorgeschlagen: „Send the dough and shut Gosch!“