Bei einem Anschlag auf ein Militärcamp nahe Kabuls ist mindestens ein Soldat getötet worden, allein 15 wurden verletzt. Auch ein deutscher General ist unter den Opfer, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr.

Kabul/Berlin. Bei einem Anschlag in einer afghanischen Militärakademie ist ein deutscher General verletzt worden. Ein Mann in afghanischer Uniform eröffnete am Dienstag in dem von Briten geleiteten Militärstützpunkt Camp Kharga westlich der Hauptstadt Kabul das Feuer, tötete mindestens einen ausländischen Soldaten und verletzte mindestens 15. Über afghanische Tote oder Verletzte wurde zunächst nichts bekannt. Der deutsche Brigadegeneral ist nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr außer Lebensgefahr.

Der Anschlag ereignete sich während eines Treffens hochrangiger Kräfte der internationalen Schutztruppe Isaf mit afghanischen Führungspersönlichkeiten. Zum Täter und zu möglichen Motiven äußerten sich Isaf und Bundeswehr zunächst nicht. Das afghanische Verteidigungsministerium erklärte, dass ein „Terrorist in der Uniform der Nationalarmee“ das Feuer auf afghanische und ausländische Truppen eröffnet habe.

Auch Präsident Hamid Karsai verurteilte die Tat. Er machte Feinde des Staates dafür verantwortlich, die nicht wollten, dass Afghanistan starke Institutionen bekomme.

In Camp Kharga werden Offiziere für das afghanische Militär ausgebildet. Der Stützpunkt ist auch unter dem Namen „Sandhurst in the sand“ bekannt – in Anspielung auf die berühmte britische Militärakademie. Britische Truppen bauten in dem Lager die Offiziersausbildung auf. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, es untersuche den Zwischenfall noch. Auch die internationale Afghanistanschutztruppe Isaf wollte sich erst nach einer Einschätzung der Lage weiter äußern. Nach der Attacke verließ ein Isaf-Konvoi Camp Kargha. Ein Soldat feuerte dabei in unmittelbarer Nähe von Journalisten und Passanten einen Warnschuss ab.

Allein 87 Angriffe seit Anfang 2008

Solche Angriffe hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Der US-Internetdienst „Long War Journal“ zählt 87 zwischen Anfang 2008 und Juni 2014. Die Hälfte der Attentate ereignete sich demnach 2012. Auch Bundeswehrsoldaten wurden bereits von vermeintlichen Verbündeten getötet. Zu einigen Angriffen bekannten sich die Taliban. Andere werden auf persönliche Streitigkeiten oder den Ärger einiger Afghanen über die anhaltende Präsenz internationaler Soldaten zurückgeführt.

Den Namen des verletzten Brigadegenerals veröffentlichte die Bundeswehr zunächst nicht. Er ist der zweite deutsche General, der während des fast 13-jährigen Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan zum Opfer eines Anschlags wurde. Vor drei Jahren wurde Generalleutnant Markus Kneip bei einem Sprengstoffanschlag auf den Gouverneurssitz im nordafghanischen Talokan verletzt. Heute zählt er zu den wichtigsten militärischen Beratern von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU).

In der Provinz Paktia im Osten Afghanistans kam es am Dienstag zu einer Schießerei zwischen einem afghanischen Polizei-Bodyguard des Gouverneurs und einem Isaf-Soldaten, bei dem beide verletzt wurden. In der westlichen Provinz Herat wurde nach Polizeiangaben eine vierköpfige Familie bei einem Luftangriff der Nato-Truppen getötet. Die internationalen Schutztruppen kündigten an, die Berichte zu prüfen. Der Tod von Zivilisten bei internationalen Einsätzen ist einer der Hauptgründe für den Missmut vieler Afghanen über die Nato. Hunderte Menschen gingen am Dienstag in Herat gegen das Militärbündnis auf die Straße.

Der Kampfeinsatz der Nato in Afghanistan läuft zum Jahresende aus. Anschließend sollen noch bis zu 800 der derzeit noch rund 2100 Bundeswehrsoldaten zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte im Land bleiben.