Zur Wahl Junckers an die EU-Spitze

Das Verhältnis zwischen Berlin und Brüssel wird ohne Zweifel schwieriger werden. Die Bundeskanzlerin hat sich mehr als einmal über die besserwisserische Kritik des damaligen Euro-Gruppen-Chefs aus Luxemburg geärgert. Beide kennen sich gut genug, um sich nur begrenzt zu mögen. Aber möglicherweise ist auch das eine Chance – für neue Allianzen, andere Koalitionen, zukunftsträchtige Zusammenarbeit. Jean-Claude Juncker ist dafür nicht zu stark. Er ist nur eben nicht so schwach, wie ihn einige gerne hätten. RHEIN-ZEITUNG

Juncker hat in den vergangenen Monaten immer wieder zu erkennen gegeben, dass ihn die Angriffe auf seine Person nicht kaltlassen. Aber er hat auch gezeigt, dass er kämpfen kann und ein gewiefter Machtpolitiker ist. Das musste vor allem der Brite Cameron zur Kenntnis nehmen. Während der lautstark die EU gegen Juncker aufbringen wollte, versammelte der Luxemburger in aller Stille seine Unterstützer hinter sich. Juncker ist also vorbereitet. Vielleicht wirkte er bei seiner Wahl im Straßburger Parlament am Dienstag deshalb alles andere als alt und verbraucht. Schon vorher hielt er seinen Kritikern entgegen: ‚Ich will nicht Präsident werden, damit Europa bleibt, was es ist.‘ Das klingt wie eine Reformansage. STUTTGARTER ZEITUNG

Juncker ist, wie seine Kritiker bemängeln, kein neuer Mann. Immerhin hat er Europa einen Neustart versprochen. Das taten schon vor ihm allzu viele allzu beliebig. Doch vielleicht ist es diesmal anders. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG