Zur Krim-Krise

Für die vorsichtige Diplomatie der Kanzlerin gegenüber Putin gibt es nicht nur außenpolitische Gründe. Damit wird keineswegs infrage gestellt, dass Merkels Besonnenheit vernünftig ist. Kehrseite der Pressionen ist die in Aussicht gestellte Hilfe für die Ukraine. Auch hier ist Merkel zur Vorsicht verpflichtet, so lange der provisorischen Regierung in Kiew zwielichtige Kräfte angehören. Es ist keineswegs im Sinne deutscher Steuerzahler, dass mit ihrem Geld blau-gelb lackierte Rechtsradikale unterstützt werden. Europa muss darauf dringen, dass die neuen Partner europäische Werte achten. STUTTGARTER ZEITUNG

Bislang hat die EU sehr besonnen reagiert und ihre Sanktionspläne an drei Eskalationsstufen gekoppelt. Derzeit befinden wir uns in Stufe zwei mit Einreiseverboten und Kontosperrungen. Betroffen sind 13 Russen und acht Spitzenpolitiker der Krim, denen die EU eine maßgebliche Mitschuld an der Eskalation zuschreibt. Die Liste um Putin nahestehende Politiker, Geschäftsleute oder Unternehmen zu verlängern ist vernünftig. Doch reicht das? Über einen längeren Zeitraum können Sanktionen Russlands Wirtschaft massiv beeinträchtigen; manche Beobachter prophezeien sogar katastrophale Folgen. HANDELSBLATT

Schmerzhaft für Russland würden erst die Wirtschaftssanktionen werden, mit denen die Verbündeten Putin davon abschrecken wollen, sein Spiel im Osten und im Süden der Rest-Ukraine fortzusetzen. Hollandes Absage des EU-Russland-Gipfels ist ebenso wie Merkels Ankündigung, dass es unter diesen Umständen die G8 nicht mehr gebe, der Versuch, Putin die Kälte internationaler Isolation spüren zu lassen. Ob das einen harten Mann, der mit nacktem Oberkörper durch Sibirien reitet, beeindruckt? Die Kryotherapie setzt auf Putins Gier nach internationaler Anerkennung. Im Osten der Ukraine wird sich zeigen, welche Bilder ihm wichtiger sind: die im Kreise der G7-Regierungschefs oder jene, die ihn vor jubelnden Russen zeigen, weil er Russland wieder ein Stück größer gemacht hat. FRANKFURTER ALLGEMEINE