Zu Putins Krim-Annektion

Neben seiner zentralen Botschaft – Russland lässt sich die Krim nicht mehr nehmen – hat der Kremlchef auch deutlich gemacht, dass er an einer Spaltung der Ukraine kein Interesse hat. Russland wird also, sofern sich der Präsident an seine Worte hält, keine Soldaten in den Osten der Ukraine schicken, um sich auch noch das Industrierevier rund um Donezk einzuverleiben. Das wäre – selbst wenn dadurch die Besetzung der Krim weder ungeschehen gemacht noch völkerrechtlich geheilt wird – ein wichtiges Entspannungssignal. Die Börsen kapierten dies sofort und drehten kurz nach Putins Rede ins Plus. NÜRNBERGER NACHRICHTEN

Es ist der Wunsch nach Anerkennung, der Putin treibt. Russland war einst ein Imperium, die Sowjetunion eine globale Großmacht. Heute steht Putin nur noch einer rohstoffreichen Mittelmacht vor. Mindestens den Großmachtstatus will er wieder erlangen. Der Anschluss der Krim war da ein nicht von besonders langer Hand geplantes, aber höchst willkommenes Geschenk. STUTTGARTER ZEITUNG

Keiner sollte Putins Raffinesse unterschätzen: Er kennt die weichen Stellen des Westens. Eine davon sind die Deutschen, bei denen sich, von ganz links bis weit rechts, Verständnis für Russland mit einem wachsenden Unbehagen über Amerika mischt. Im Kern will Putin spalten, einen Keil nicht nur zwischen Berlin und die anderen Hauptstädte treiben, sondern auch zwischen die Kanzlerin und ihre Wähler. Im Kalten Krieg um die Ukraine spielt Putin die deutsche Karte. MÜNCHNER MERKUR