Zur Krim-Krise

Wenn Putin einen Krieg beginnen will, bei dem am Ende Freunde und Verwandte auf gegnerischen Seiten stehen, muss er ihn als vollkommen unvermeidlich darstellen können – oder selbst glauben, was er sagt: dass die ukrainischen Soldaten sich sofort auf die Seite Russlands stellen würden. Es sieht aber nicht so aus, als könne er (...) darauf bauen. Diese inneren Hindernisse für Putin sind eine Chance, eine weitere Eskalation noch zu verhindern. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die ukrainische Führung so besonnen bleibt wie bisher und auf die ständigen Provokationen auch weiterhin nicht mit Gewalt reagiert. Dazu braucht sie aber ein starkes Signal, dass sie die nötige Unterstützung des Westens hat. Und dem Kreml sollte der Westen deutlich machen, dass es teuer für ihn wird, wenn er die Chance zum Innehalten nicht nutzt.

FRANKFURTER ALLGEMEINE

Über die Haltung Amerikas machte sich der russische Präsident Wladimir Putin keine Sorgen, als er nach der Krim griff, zumal nicht einmal die republikanischen Scharfmacher in den USA ernsthaft eine militärische Antwort auf die Provokation aus Moskau verlangen. Außer einigen Wirtschaftssanktionen, die im Zweifel den Europäern größere Sorgen bereiten müssen, wird aus Washington wenig kommen. Obama will mit seiner Außenpolitik an sich das Richtige. Nur kann es ihm nicht gelingen. Solange die Putins dieser Welt eine Kanonenboot-Politik im Stile des ausgehenden 19. Jahrhunderts betreiben, so lange ist Obamas Politik für das 21. Jahrhundert zum Scheitern verurteilt.

STUTTGARTER ZEITUNG