Hamburger EMBA bildet mehr als 500 Studenten aus. Das Studium kostet bis zu 28.000 Euro. Auch ein Standort im Ausland ist geplant.

Hamburg. Es ist das erklärte Ziel der deutschen Bildungspolitik, den Anteil der Akademiker weiter zu erhöhen. Doch die öffentlichen Haushalte lassen für einen starken Ausbau der Universitäten nicht viel Spielraum. Für Thomas Dittrich liegt die Konsequenz daraus auf der Hand: „Man kann die Bildung nicht nur dem Staat überlassen.“ Der Hamburger Unternehmer hat gehandelt – er hat im Jahr 2007 die private Medienakademie EMBA gegründet.

Ursprünglich ging es ihm allerdings darum, einen Eigenbedarf zu decken: Dittrich, der Bruder des Fernsehcomedians Olli Dittrich, war damals Vorstandsmitglied der Verlagsgruppe b&d media Network, die sich qualifizierten Nachwuchs sichern wollte. Als er zwei Jahre später bei b&d ausstieg, führte er die Europäische Medien- und Business-Akademie (EMBA) als marktorientiertes Unternehmen weiter. Aus anfänglich 27 Studenten wurden bis heute mehr als 500 an den drei Standorten Hamburg, Düsseldorf und Berlin.

Aber dabei soll es nicht bleiben. Dittrich hat den Schritt ins Ausland im Blick: „Straßburg fände ich interessant.“ Doch der Unternehmer investiert auch in Deutschland weiter. Gerade hat er das Berliner Hauptstadtstudio von „Spiegel TV“, in dem Sendungen wie die Talkshows „Peter Hahne“ (ZDF) und „Unter den Linden“ (Phoenix) produziert werden, übernommen. Dem EMBA-Gründer geht es unter anderem darum, mit der Akademie „im wirklich wahren Wirtschaftsleben Fuß zu fassen und unsere Kompetenz als Medienproduzent nachzuweisen.“

Gleichzeitig wolle man den Studierenden ermöglichen, noch praxisbezogener Erfahrungen sammeln zu können. Aus dem gleichen Motiv heraus hat Dittrich im Januar das studentische Unternehmen EMBA Media Lab gegründet, das Auftragsarbeiten wie Online-Marketingkampagnen, Marktforschungsprojekte oder Umfragen für Firmenkunden ausführt. Dittrich sieht das Media Lab, in dem sich Studenten außerhalb der Vorlesungszeiten engagieren können, als Kreativwerkstatt, aber auch als potenzielles Sprungbrett in die Selbstständigkeit. Denn es ist ihm ein besonderes Anliegen, den Unternehmergeist der jungen Menschen zu fördern. Besonders beeindruckt hat ihn eine Erfahrung, die er während der USA-Reise mit Wirtschaftssenator Frank Horch im vergangenen Jahr gemacht hat: „Aus dem Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) heraus gibt es jedes Jahr allein im Bereich der Informationstechnologie rund 300 Firmengründungen.“

Aber auch die EMBA hat transatlantische Beziehungen, denn die Studierenden können auf dem Weg zum Bachelor-Titel das fünfte und sechste Semester an der ältesten Universität Nordamerikas, der University of New Brunswick in Kanada, absolvieren. Außerdem besteht eine Kooperation mit der Hochschule Mittweida (Sachsen). Durch diese Zusammenarbeit erhalten die EMBA-Absolventen einen staatlichen Bachelor-Abschluss.

Dies sieht Dittrich als klaren Vorteil im Wettbewerb mit anderen privaten Hochschulen. Bedeutendster Konkurrent ist die Münchner Macromedia mit 2000 Studenten und weiteren Standorten in Hamburg, Stuttgart, Köln, Osnabrück und Berlin. Andere große Anbieter sind die Hochschule Fresenius mit Hauptsitz in Idstein und Studieneinrichtungen in Hamburg, Köln, München, Düsseldorf, Frankfurt und Zwickau, die EBC Euro-Business-College aus Hamburg und die International School of Management aus Dortmund.

Zwar kostet das Studium an der EMBA 25.000 bis 28.000 Euro, aber dafür sei es unter anderem wegen der kleinen Lerngruppen von maximal 20 Personen effizienter als an einer staatlichen Uni, argumentiert Dittrich: „Bei uns braucht man bis zum Bachelor nur 36 Monate und nicht im Schnitt 54 Monate wie an öffentlichen Hochschulen, außerdem beträgt die Abbrecherquote nur ein Prozent, verglichen mit den in Deutschland sonst üblichen mehr als 30 Prozent, Tendenz steigend.“

Aber auch für Dittrich selbst lohnt sich das Geschäft mit der Bildung offenbar. Der Jahresumsatz liege bei knapp sieben Millionen Euro, die Umsatzrendite sei „hanseatisch ausgedrückt recht ordentlich“. Etwa 20 Angestellte hat die private Akademie, Dozenten aus der Praxis werden semesterweise engagiert. Es gibt zehn Studienrichtungen, darunter Musikmanagement/-produktion, Mode-, Trend- und Markenmanagement sowie Social Media Management. Die letztere Qualifikation sei in der Wirtschaft äußerst gefragt, so Dittrich, die Einstiegsgehälter lägen nicht selten bei 50.000 bis 60.000 Euro pro Jahr. Dennoch sei das Interesse der Studierenden an dieser Spezialisierung eher verhalten: „Der Informatikanteil in dieser Fachrichtung ist offensichtlich ein Hemmschuh.“

Trotz der Kosten für das Studium seien die Bewerberzahlen höher als anfangs erwartet, sagt der EMBA-Chef: „Wir müssen ungefähr 30 Prozent der Bewerber ablehnen.“ Ein eigens entwickelter Eignungstest decke zunehmend Schwächen beim Wortschatz und den mathematischen Fertigkeiten auf, sagt Dittrich: „Genau wie die staatlichen Hochschulen sehen wir uns immer mehr gezwungen, Defizite der Schulbildung auszugleichen.“