Zur Krise in der Ukraine

In Kiew wird mit dem Feuer gespielt, die handelnden Personen – viele von ihnen politisch naiv und unerfahren – verkennen aber den Ernst der Lage. Denn in dem eskalierenden Konflikt geht es nicht nur um die souveränen Rechte der Ukraine. Er betrifft auch die Interessen der Großmacht Russland, ihre berechtigten und eingebildeten Ängste vor Nato-Truppen an der Haustür und vor wirtschaftlichem Abstieg gegenüber der EU. Lang ist es her, dass mit Moskau über ein gemeinsames europäisches Haus gesprochen wurde. Ein Dialog darüber scheint heute dringlicher denn je.

Hessische/Niedersächsische Allgemeine

Nato-Generalsekretär Rasmussen versichert, das Bündnis sei von Russland über die Manöver im Westen des Landes informiert worden, es gebe keine Hinweise auf ein russisches Eingreifen in der Ukraine. Das schließt nicht aus, dass sich die verantwortlichen Politiker im Westen legitime Sorgen machen, weil die russischen Übungen einer ohnehin gespannten Lage, vor allem auf der Krim, noch einen zusätzlichen Anstrich von Dramatik geben. Putin sendet ein starkes Signal: ... Was in dem Land geschieht, das Moskau zu seiner Einflusszone rechnet und dessen Bevölkerung es als „Brudervolk“ ansieht, hat in Russland höchste Priorität.

Frankfurter Allgemeine

Moskau sollte als Teil der Lösung, nicht als Hauptproblem angesehen werden. Anstatt des Aufbaus von Drohkulissen braucht es jetzt feinfühlige Diplomatie von beiden Seiten. Europa muss seine Rolle als Mittler besser ausfüllen. Die kritiklose Solidarität des Westens mit dem bunt gemischten Protest auf dem Maidan hat die Lage in der Ukraine nicht eben vereinfacht. Die Scharfmacher müssen zurückgepfiffen werden; sowohl die nationalistischen und proeuropäischen in Kiew als auch die prorussischen Sezessionisten auf der Krim. Ziel muss die Stärkung besonnener Kräfte und die Erhaltung der territorialen Integrität der Ukraine sein. Zerfällt das Land, drohen Chaos und Bürgerkrieg.

Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung