Zum CSU-Streit Aigner/Seehofer

Es gibt diese schönen Volksfestbuden, auf denen man mit Bällen auf jene Pappköpfe werfen muss, die kurz aus der Deckung auftauchen. Horst Seehofer betreibt dieses Spiel in der Politik fanatisch: Wehe, es wagt sich jemand zu sehr heraus aus der Schar seiner Untergebenen, die er als knallharter Patriarch stets strengstens überwacht. Ilse Aigner bekam es schlecht, dass sie nicht bloß einen eigenen Vorschlag zur Sache gemacht hat, sondern sich auch noch traute, dem großen Vorsitzenden offen Kontra zu geben. NÜRNBERGER NACHRICHTEN

Vor einem Jahr erst hat der CSU-Chef die damals amtierende Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner mit überschwänglichen Vorschusslorbeeren nach Bayern gelockt. Seitdem demontiert er die jugendliche Hoffnungsfrau, wo immer es möglich ist. Jetzt läuft der Plan des CSU-Chefs darauf hinaus, dass Normalverbraucher gewaltig blechen und am Ende wohl hauptsächlich die großen Energiekonzerne profitieren – wie früher schon. WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN

Wer zumindest im Kronprinzen-Massenstart noch mitlaufen oder sich sogar abheben will, muss mehr sein als fröhlich, nett und der Liebling des Chefs. Ideen helfen. Noch wichtiger in der kraftfixierten CSU sind bestandene Machtproben. Die kann Aigner nun nicht für sich verbuchen, ihr Widerstand ist allzu schnell in sich zusammengefallen. Es ist wie so oft in der Seehofer-CSU: Der Ruhm ist sehr vergänglich. Dass das für alle zutrifft, mag ein Trost sein für Aigner. FRANKFURTER RUNDSCHAU