Zum EU-Verfahren wegen Deutschlands Exportüberschüssen

Was da im Gewande einer scheinbar berechtigten volkswirtschaftlichen Debatte daherkommt, ist in Wahrheit eine ziemlich krumme Tour: Um vom eigenen Versagen abzulenken, versucht eine von Paris und Rom angeführte Länderkoalition, Berlin von der Euro-Retter- in die Täter-Rolle zu drängen. Der Klassenstreber kriegt im Pausenhof Haue, und alle klatschen. Leider vergessen die Kritiker der angeblich unfairen Handelsüberschüsse Deutschlands, dass es auch französische und italienische Vorprodukte sind, die mit Gütern made in Germany weltweit abgesetzt werden. Man wünschte sich, die Regierungen Hollande und Letta würden mit demselben Eifer ihre Reformen anpacken, mit dem sie nun, im Verein mit den USA, den Export-Champion Deutschland herunterputzen. MÜNCHNER MERKUR

Wären die Euro-Länder eine Schulklasse, hätte Deutschland den Ruf als ungeliebter Streber mit Bestnoten. Dennoch käme kein Lehrer auf die Idee, den Deutschen schlechtere Noten zu verordnen, damit die anderen besser dastehen. Im Gegenteil, der Lehrer würde versuchen, die schwächeren Schüler auf das Niveau der Guten zu hieven. In der EU läuft das anders. Kommissionspräsident Barroso möchte am liebsten die deutsche Wirtschaft schwächen, um die der übrigen Euro-Länder zu stärken. Das wird nicht funktionieren. Zumal die Ursachen der Krisen hausgemacht sind. Wie man rauskommt, hat Deutschland gezeigt. PFORZHEIMER ZEITUNG

Es wird höchste Zeit, dass beide Seiten Vorurteile bekämpfen und neues Vertrauen aufbauen. Schließlich sitzen Deutschland und Frankreich in einem Boot: Beiden Ländern droht eine chronische Wachstumsschwäche, wenn sie Ungleichgewichte bei sich zu Hause nicht korrigieren. Die EU-Kommission legt nur den Finger in vorhandene Wunden. Das tut weh – und der Aufschrei ist ja auch überall zu hören. Doch niemand wird geheilt, wenn man die Schuld immer nur anderen zuschiebt und den Doktor beschimpft. HANDELSBLATT