Lutz Lehmann aus Barum gewinnt ein Gratiskonzert mit Frida Gold. Familie und Feuerwehr packen an, um die Feier zu organisieren

Barum. Ein Dorf steht Kopf. Heute Abend wird Barum in der Samtgemeinde Bardowick im Fokus tausender Musikfans stehen. Ziel ist ein von Coca-Cola organisiertes Gratis-Konzert mit Frida Gold, dem neuen Stern am deutschen Pophimmel. Mit ihr rollt in das 800-Seelen-Dorf eine mobile Bühne, der sogenannte "Coke Sound Up Truck", mitten auf den Sportplatz. Verantwortlich für den außergewöhnlichen Trubel ist Lutz Lehmann. Der 22-Jährige Barumer ist von dem Getränkehersteller für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden und hat unter 150 Bewerbern das Rennen um das Truck-Konzert gemacht.

"Erfahren hab ich davon vor zwei Wochen", sagt Lutz, der seit seinem zehnten Lebensjahr Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Barum ist. Für den jungen Mann nichts Besonderes, denn die gesamte Familie ist mit der Feuerwehr "verheiratet". Das sind Eltern und vier Geschwister im Alter zwischen 22 und 32 Jahren. Vater Jürgen ist Ortsbrandmeister und Lutz kümmert sich als stellvertretender Jugendwart um die Jugendarbeit: "Es macht Spaß zu sehen, welche Fortschritte die Einzelnen und das gesamte Team bei unseren Jugend- Feuerwehr-Wettbewerben gemacht haben." Sein Engagement wird nun besonders belohnt.

Team-Arbeit ist für Lutz und seine Kameraden alles. Ohne die Unterstützung des Teams aus Familie und Wehr wären auch die Konzertvorbereitungen sicherlich nicht so rund gelaufen. Es fing damit an, dass seine Schwester Sabrina Stache die Bewerbungsdaten des kleinen Bruders online einreichte. Bundesweit wetteiferten viele junge Frauen und Männer darum das Gratis-Konzert für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. Und Lutz holte es nun nach Barum.

Seine nicht weniger engagierte Schwester ist Verwaltungsfachangestellte in der Samtgemeindeverwaltung Bardowick. Eine Schlüsselposition, wie sie in diesem Fall erfahren hat. Denn als erstes informierte der Weltkonzern offiziell die Samtgemeinde über das bevorstehende Ereignis, für dessen Durchführung eine Genehmigung benötigt wurde. Bereits zuvor war allerdings die Feuerwehr hellhörig geworden, als die Berliner Unternehmensleitung beim Gemeindebrandmeister nachfragte, ob die Sache mit Lutz und seinem Ehrenamt Hand und Fuß hat.

"Weil die Feuerwehr einen kurzen Dienstweg hat, wussten es bald alle im Dorf", kommentiert Lutz das Ereignis.

Mit 2000 Gästen rechnet die Feuerwehr. "Über Facebook haben sich Fans aus Köln und Düsseldorf angekündigt", so Lutz. Um den Sportplatz im Ort zu einer Partymeile umwandeln zu können, blieben den Lehmännern und ihren Kameraden weniger als zwei Wochen Zeit. Schwester Sabrina informierte Gemeinde und Landkreis über das anstehende Ereignis. Die Gesamtlänge des Trucks mit ausgefahrener Bühne beträgt 19,50 Metern; die Breite elf, die Höhe fast sieben Meter "An sich ist, um einen derart großen Truck platzieren zu dürfen, eine Baugenehmigung notwendig", weiß Sabrina. In diesem einmaligen Fall drückte der Landkreis die Augen zu.

Während Coca Cola für die bekannten Getränke aus dem eigenen Haus zuständig ist, organisierte Lutz für den Abend Bierbude, Crepe- und einen Schaschlikstand. Und ein zweites mobiles Klohäuschen. "Die aus Berlin bringen zwar eines mit, doch ist das für die Masse an Menschen bestimmt zu wenig", sagt Sven Lehmann, mit 32 Jahren ältester Sohn der Familie und Pressewart der Feuerwehr. Die Räume des Feuerwehrhauses belegt heute die Truck-Mannschaft. Auf die Schnelle besorgte Schwester Sabrina ein Zelt für Sängerin und Band als Rückzugsgelegenheit.

"Das ist normalerweise ein Kinderspiel, doch ausgerechnet jetzt ist die gesamte Feuerwehr-Jugend mit ihrer Ausrüstung im Zeltlager bei Celle", lacht sie. "Auch die Stromversorgung wollten wir anfangs selbst durchführen und Kabel verlegen. Weil wir befürchteten, dass das Netz zu schwach ist, haben wir auf dem berühmten kurzen Dienstweg das Technische Hilfswerk in Lüneburg angesprochen. Sie sind jetzt dafür zuständig", sagt einer der Lehmänner.

Insgesamt 30 Kameraden aus dem Ort und von Nachbarwehren leiten am Nachmittag den Autoverkehr durch und um Barum herum. Parkplätze sind ausgewiesen.

Der Einsatz ist sorgfältig und im Detail vorbereitet, damit möglichst viele Kameraden das Fest genießen können. Überhaupt ist die Wehr der kleinen Gemeinde gut aufgestellt. Sie zählt 36 aktive Mitglieder. "90 Prozent davon zieht die Wehr aus dem Nachwuchs", sagt Preisträger Lutz. Die Samtgemeinde Bardowick verzeichnet gegen den allgemeinen Trend im Landkreis und auch bundesweit steigende Mitgliederzahlen in den örtlichen Wehren. "Wir arbeiten seit Jahren daran, den Trend rumzureißen", sagen die Brüder stolz. Aus der Barumer Jugendwehr sind in diesem Jahr sieben Kameraden in die Wehr der Erwachsenen aufgenommen worden. Das ist vor allem dem Geschick des Jungendwartes Lutz zu danken.