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E-Mails zwischen Hamburg und Berlin

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Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Foto: Laible/Berghäuser

Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christoph Schwennicke – heute über Brokstedt.

Christoph Schwennicke (r.) und Lars Haider pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend hier veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, hier bei uns im Norden wird natürlich vor allem über die Konsequenzen aus den furchtbaren Messerattacken in Brokstedt diskutiert, bei denen zwei junge Menschen getötet und andere schwer verletzt wurden. Wie blickt man in Berlin darauf?

Schwennicke: Es wird inzwischen weniger verstellt auf solche furchtbaren Fälle geschaut als noch 2016. Wolfgang Kubicki hat das direkt angesprochen. Dass man das Problem nicht aus möglicherweise guten Motiven wegschwiemeln kann nach Illerkirchberg und Brokstedt.

Haider: Heißt was?

Schwennicke: Eine Psychologin, die auch in der Flüchtlingshilfe tätig ist, hat vor ein paar Tagen in einem Interview mit der „FAZ“ gesagt, dass etwa ein Drittel aller (vor allem) männlicher Flüchtlinge psychische Störungen aufwiesen, vor allem durch Gewalterfahrungen im Herkunftsland, in der Familie, auf der Flucht, in einem Alter von 16 oder 17 Jahren, in dem das Gehirn noch stark formbar ist durch solche Einflüsse. Sie sagte, diese jungen Männer bräuchten eigentlich alle permanente, intensive (also auch kostspielige) psychologische Betreuung, die sie aber nur im den wenigsten Fällen bekommen. Also: Wir müssen erkennen, dass da ein schweres Problem in unser Land eingewandert ist.

Haider: Das ist alles andere als eine beruhigende Erkenntnis und bedeutet wiederum was? Dass wir nichts dagegen tun können, dass sich solche Taten wie in Brokstedt immer wieder ereignen, weil sich potenzielle Täter von härteren Strafen oder anderen Maßnahmen des Staates gar nicht abschrecken lassen?

Schwennicke: Ich fürchte ja. Und du siehst mir bitte nach, dass ich daran erinnere, was ich zu 2015/2016 auch hier gesagt habe. Was hat man seinerzeit die Hucke dafür vollbekommen. Oder eben drum. Für die volle Härte des Gesetzes bin ich trotzdem.

Haider: Und wieder hat die aktuelle Regierung mit einem Problem zu kämpfen, das weit in die Zeit der Merkel-Ära zurückreicht und bisher nicht aufgearbeitet wurde.

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