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E-Mails zwischen Hamburg und Berlin

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Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Foto: Laible/Berghäuser

Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christoph Schwennicke – heute zu den Panzerlieferungen in die Ukraine.

Christoph Schwennicke (r.) und Lars Haider pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend hier veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, nach dieser Woche bin ich auf deine Einschätzung zu den deutschen Panzerlieferungen an die Ukraine gespannt.

Schwennicke: Die ergibt sich schon aus dem, was ich vergangene Woche gesagt habe: alles richtig gemacht. Die Sicherheitsinteressen der Ukraine und des eigenen Landes gleichermaßen im Blick. Gegen die blindwütige Stampede standgehalten. So geht Kanzler.

Haider: Warum gibt es trotzdem im politischen Berlin so viel Unzufriedenheit, warum spricht Marie-Agnes Strack-Zimmermann von politischem Versagen?

Schwennicke: Weil sie maßgeblicher Teil der blindwütigen Stampede ist, ganz vorne in dieser Büffelherde, daran leidet, keine Ministerin zu sein. Und zu keinem Zeitpunkt verstanden hat, was es heißt, Teil einer Koalition zu sein.

Haider: Und wäre es nicht einmal an der Zeit, dass Christian Lindner sie zurückpfeift und versucht, der Ampelregierung mehr Geschlossenheit zu geben? Denn sie leidet ja darunter, dass diese Geschlossenheit fehlt, und am Ende leidet auch das Bild Deutschlands in der Welt, obwohl niemand in der EU die Ukraine so unterstützt wie wir.

Schwennicke: Immerhin steht sie jetzt beim Nein zu Kampfjets zur Koalitionslinie. Wobei ich, das mag dich wundern, das kategorische Nein von Scholz falsch finde. Da legt man sich besser nicht fest (selbst wenn man so denkt und auch so handeln will). Jetzt weiß Putin genau, wo die Bruchstelle der Nato ist. Denn Frankreich und USA haben das offen gelassen. Klüger.

Haider: Das stimmt, aber wenn man es ernst meint damit, dass es nicht zu einem Krieg zwischen Russland und der Nato kommen soll, dann muss man den Einsatz von Kampfjets und Bodentruppen, in denen jeweils Nato-Soldaten eine Rolle spielen würden, ausschließen, oder?

Schwennicke: Aber nicht drüber reden. Offen lassen, so lange es geht.

Haider: Also genau das tun, was in Deutschland viele Olaf Scholz in den vergangenen Wochen immer wieder vorgeworfen haben?

Schwennicke: Ja. Offen lassen. Und damit das auch gesagt ist: mehr erklären und nicht so arrogant dabei wirken. Der Kanzler muss keine Dusch-Tipps geben, das stimmt. Aber er übertreibt es mit dem Motto: Willst du gelten, mach dich selten.

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