Hamburg. Es ist ein altbekanntes Phänomen: Wenn es ein Problem gibt, sucht man in Deutschland meist zuallererst nach jemandem, dem man den Schwarzen Peter zuschieben kann. So geschieht das auch jetzt im Hinblick auf die langen Wartezeiten vor der Sicherheitskontrolle des Hamburger Flughafens – wobei es an vielen europäischen Airports ganz genau so aussieht.
Passagiere, die sich darüber aufregen, geben die Schuld je nach Einstellung in der Regel entweder den angeblich gewinnhungrigen Fluggesellschaften, die nicht bereit sind, angemessene Gebühren für die Sicherheitskontrollen zu zahlen, oder dem Staat, der seine Kontrollaufgabe an Firmen ausgelagert habe, für deren niedrige Gehälter niemand arbeiten wolle.
Airlines haben wenig Spielraum bei Kosten
Beides geht an der Sache vorbei. Tatsächlich haben die Airlines nur wenig Spielraum bei den Kosten, weil die Erträge pro Passagier über die vergangenen Jahrzehnte spürbar zurückgegangen sind – gemessen an einem durchschnittlichen Monatseinkommen ist ein Flugticket heute eben günstiger als etwa vor 30 Jahren.
Und die Gehälter der bei externen Dienstleistern angestellten Luftsicherheitsassistenten haben sich in den zurückliegenden zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sie liegen inzwischen über denen der wenigen Bundespolizisten, die in Deutschland noch an Passagierkontrollen tätig sind.
Viele Bereichen waren von Personalmangel betroffen
Wirklich verantwortlich ist der Arbeitsmarkt: Viele der Sicherheitskräfte, die während der Corona-Flaute für lange Zeit in Kurzarbeit geschickt wurden, haben sich längst einen anderen Job gesucht. Das war möglich, weil in vielen Bereichen Personalmangel herrscht. Hinzu kommt: Selbst für den schwankungsgewohnten Luftverkehr ist das aktuelle Erholungstempo ohne Beispiel.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung