Viele, die gegenüber dem Ex-KGB-Mann loyal sind, dürften Angst haben, mit kompromittierendem Material erpresst zu werden.

Zum Pflichtstoff der russischen Agentenschule gehört das Thema Kompromat. Der Begriff funktioniert auch im Deutschen, er setzt sich aus „kompromittierend“ und „Material“ zusammen. Man kann auch von Erpressung sprechen. Klassisches Kompromat ist das Sexvideo. In schummrigem Licht turnt ein meist älterer Herr mit hoffentlich volljährigen Frauen und tunkt die Nase womöglich noch in einen Haufen weißes Pulver, das kein Mehl ist.

Ein solches Filmchen – Hauptdarsteller: ein Staatsanwalt – soll Wladimir Putins Weg ins Präsidentenamt um die Jahrtausendwende sehr beschleunigt haben. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, dass 2013 in einem Moskauer Hotel ein Video entstanden sei, als ein späterer US-Präsident dort weilte, damals noch in Immobilienangelegenheiten unterwegs. Das Kompromat ist die Vorstufe der Morddrohung, weniger Ausnahme im politischen Kampf Russlands als vielmehr Normalfall. Immer wieder erlebt Moskau solche Enthüllungen, vor allem über Oppositionspolitiker oder Medienschaffende.