Meinung
Kommentar

Klingbeil als Vorsitzender: Warum er der SPD guttun wird

| Lesedauer: 2 Minuten
Miguel Sanches
SPD-Politiker Klingbeil.

SPD-Politiker Klingbeil.

Foto: JOHN MACDOUGALL / AFP

Er bringt neben positiver Energie die Fähigkeit zur Empathie mit. Klingbeil als Vorsitzender dürfte die SPD bereichern. Ein Kommentar.

Berlin. Die SPD ist eine altbackene Partei. Ihr wird ein Vorsitzender wie Lars Klingbeil guttun – jung, flexibel, unverwüstlich positiv und gierig. Ein Satz vom Generalsekretär ersetzt Klingbeils Bewerbungsrede: „Ein Wahlsieg reicht mir nicht.“ Mann/Frau, linker und rechter Flügel: Das passt. Und doch sind Klingbeil und die bisherige Vorsitzende Saskia Esken ein ungleiches Duo. Wenn ein Parteitag in einem Monat über sie abstimmt, wird man am Ergebnis ablesen, dass die Basis ihren Vertrauenskredit ungleich aufteilen wird. Klingbeil hat Karmapunkte gesammelt. An Esken scheiden sich die Geister.

Wenn die Ampelkoalition zustande kommt, wird der Start der Regierung jedem Partner einen Schub geben, der bis zu den Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen reichen könnte. Danach wird es mühevoller werden, auch weil die Union nicht endlos mit sich selbst beschäftigt sein wird.

Lars Klingbeil ist ein Ruhepol

Vor allem wird sich früher oder später zeigen, dass die Anforderungen an das Duo zwiespältig sind: Ein SPD-Kanzler will eine Führung, die ihm den Rücken freihält und als Getriebe in der Regierungsmaschine dafür sorgt, dass ein Rädchen ins nächste greift. Umgekehrt wäre es normal, wenn der SPD auf Dauer die Rolle des Kanzlerwahlvereins nicht genügen und sie auf mehr Eigenständigkeit pochen würde. Das ist die Klaviatur, die Esken beherrscht. Klingbeil ist ein Ruhepol.

Er bringt neben viel positiver Energie mit, was man emotionale Intelligenz nennt: die Fähigkeit zu Empathie, Probleme im Konsens zu lösen, sodass jeder das Gesicht wahren kann. Schauen wir uns das Machtdreieck der SPD an: Scholz ist 63 Jahre alt, Fraktionschef Mützenich 62, Esken 60. Alle drei sind im (goldenen) Herbst ihrer Karriere. Klingbeil ist erst 43. Wem die Zukunft gehört, ist doch wohl klar.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung