Mit einer NDR-Dokumentation hat der ehemalige Juso-Chef und Neu-Bundestagsabgeordnete für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.

Faszinierend, wie viel Gesprächsstoff die NDR-Dokumentation über einen Nachwuchspolitiker liefert. Haben nicht viele Netflix-Serien geschafft. Im Blumenladen, beim Sport, zum Abendessen – überall wird über Kevin Kühnert gesprochen, den Jungstar der SPD, der sich drei Jahre lang immer wieder hat mikrofonieren und filmen lassen, was seltene Einblicke in die düsteren Ecken des Politikbetriebs gewährt. Ohne belehrende Kommentare oder künstliches Drama werden Funktionsweisen und Machtströme im Dauerdampfkessel aufgezeigt. Der Protagonist spricht für sich.

Kühnert ist neben Sahra Wagenknecht die größte Reizfigur links der Mitte. Er habe nie richtig gearbeitet, lautet ein Killervorwurf. Heranwachsende, die die Serie geschaut haben, zeigen hingegen Respekt vor Kühnerts Marathon ohne Zieleinlauf. Kaum freie Wochenenden, morgens Sitzung, abends Ortsverein, dauernd Strippen ziehen, schnelle Zigaretten beim Smartphone-Checken, fünf Stunden Schlaf.