Erst verlacht, jetzt respektiert. Womöglich genügt es in diesem Wahlkampf, wenn ein Kanzlerkandidat nicht nervt.

Das Krokodil verfügt über eine Fähigkeit, die in aufgeregten Zeiten immens hilfreich ist: Geduld. Stundenlang liegt das Schuppentier regungslos im Seichten, nur Nasenlöcher und Augen über der Wasserlinie. Hochfeine haarlose Hautsensoren nehmen leiseste Wellenbewegungen wahr; das Tier wartet auf den richtigen Moment, wenn Schnappen sich lohnt. Oberste Krokodilregel: Wer Hunger hat, muss stillhalten. Wer zappelt, verliert.

Olaf Scholz ist gern auf dem Wasser. Der SPD-Mann rudert bisweilen. Zwischen Mensch und Wasser liegen nur wenige Zentimeter. Ruhige Züge sind gefragt. Hektisches Bewegen führt meist zum Kentern. Der wassersporterfahrene Kanzlerkandidat führt seinen Wahlkampf wie ein Krokodil: nicht zappeln. Einfach auf die Wähler warten. Scholz schnappt höchstens mal, wenn ihn eine Interviewfrage nervt. Dann wieder hin­legen. Wird schon.