Für politische Schnellschüsse darf das Leid an Ahr und Erft kein Anlass sein – die ganze Gesellschaft muss daraus lernen.

Nach dem Wasser kommt die Wut: Immer heftiger tobt der Streit, welche Konsequenzen aus der verheerenden Flutkatastrophe zu ziehen sind. Während tausende Retter noch verzweifelt mit der Bergung und Instandsetzung beschäftigt sind, instrumentalisieren andere schon das Unwetter für ihre politischen Zwecke. Ob es besonders geschmackvoll ist, schon Gedenkdemos wie Fridays for Future anzumelden, während Dutzende noch vermisst werden, darf bezweifelt werden. Eine Katastrophe wie diese zwingt zum Innehalten – und zu Konsequenzen.

Seit der Sturmflut vom 16. Februar 1962, als 315 Menschen in Hamburg ertranken, hat kein Unwetter in Deutschland mehr so viele Tote gefordert wie die Flut von Ahr und Erft. Offenbar hat sich hierzulande auch eine gewisse Sorglosigkeit eingeschlichen: Die Kinder des Kalten Krieges kennen noch das Sirenengeheul, das früher regelmäßig freitags um 12 Uhr die Bürger aufschreckte.