Endlich tut mal einer was! Es war nicht mehr mit anzusehen und anzuhören, wie Politikerinnen und Politiker seit der gescheiterten „Osterruhe“ vor den gewaltigen Ausmaßen der dritten Corona-Welle warnten, aber nichts dagegen übernahmen.
Das erinnerte an schaulustige Menschen, die um ein brennendes Haus herumstehen und darüber debattieren, dass das ja wirklich, wirklich schlimm und gefährlich sei – ohne aber schnell die Feuerwehr zu rufen. Oder zumindest den Versuch zu unternehmen, selbst zu löschen.
Corona-Maßnahmen: Hamburg geht jetzt in Deutschland voran
Hamburg geht jetzt in Deutschland voran, auch ziemlich spät, aber nicht zu spät. Der Wissenschaftler Peter Tschentscher hat seinen Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bundesländern – und ja, auch der Wissenschaftlerin im Bundeskanzleramt – gezeigt, wie eine klare Ansage aussieht und wie man in einer Krise führt.
Wer ihn kennt, weiß, dass er die angekündigten Schritte gern noch früher gegangen wäre, aber aus Rücksicht auf eine einheitliche Lösung in Deutschland abgewartet hat. Als sich eine solche nicht abzeichnete und die Virus-Infektionen weiter zunahmen, blieb ihm, aus Sicht des Wissenschaftlers und des Politikers, gar nichts anderes übrig, als zu handeln. Er hätte sich sonst an seinem Amt, in dem er das Wohl der Bürger schützen soll, versündigt.
Ausgangssperre: Exponentiellen Rückgang erreichen
Ja, eine Ausgangssperre ist ein harter Eingriff ins Leben der Menschen – aber das waren die Restriktionen, die mit der unentschlossenen Corona-Politik seit November (!) einhergehen, leider auch. Oder hätte sich jemand vorstellen können und mögen, dass wir so wie bisher noch Wochen und Monate weitermachen?
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Das wäre nicht klug gewesen. Klug ist zu versuchen, aus dem exponentiellen Wachstum einen exponentiellen Rückgang der Infektionen zu machen. Das geht, und je härter die Maßnahmen sind, je konsequenter sie befolgt werden, desto kürzer müssen sie dauern. Das ist die Hoffnung in der Endphase der Pandemie, die nicht nur Tschentscher immer wieder mit einem Marathonlauf verglichen hat.
Es bleibt zu hoffen, dass die anderen Bundesländer nachziehen
Um im Bild zu bleiben: Das Ziel ist zwar noch nicht zu sehen, aber – dank der Impfstoffe – eben auch nicht mehr richtig weit weg. Der unglückliche Gesundheitsminister Jens Spahn hat davon gesprochen, dass wir im Wettlauf gegen Corona bei Kilometer 38 seien, ein Marathon ist gut vier Kilometer länger. Das muss zu schaffen sein, und wenn man so will, hat Hamburg den Schlussspurt schon einmal begonnen.
Es bleibt zu hoffen, dass die anderen Länder nachziehen, übrigens auch die, die heute noch deutlich geringere Infektionszahlen haben. Denn: Je niedriger der Ausgangspunkt ist, von dem man die Sieben-Tage-Inzidenz drücken muss, desto schneller kann das gelingen.
Wer nicht handelt, riskiert den Vertrauensverlust in die Politik
Und wer als Ministerpräsident oder Ministerpräsidentin hofft, dass es in seinem oder ihrem Land schon nicht so (schlimm) kommen wird wie jetzt etwa in Hamburg, der riskiert im Zweifel nicht nur die Gesundheit der ihm oder ihr Anvertrauten – sondern auch, dass das Vertrauen in politische Führung, in die Handlungsfähigkeit des Staates in Krisenzeiten noch weiter sinkt.
Und das wäre viel gefährlicher als eine Ausgangssperre für ein paar Wochen .
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