Hamburg. In der letzten Folge seiner Kolumne stellt Hajo Schumacher heute eine große Frage: Wie wollen wir wirklich leben?

Weihnachten, Zeit des Wünschens. Ich wünsche mir ein digitales Deutschland, das Technologie von monopolistischer Nutzung trennt, das Ökonomie und Menschlichkeit, KI und Ökologie integriert, ein Land, das seinen beträchtlichen Ehrgeiz verwendet, das modernste, effizienteste, liebenswerteste, grünste, sozialste und fairste Land der Erde zu werden, ein Land, dessen Erfolg sich daran bemisst, dass Menschen aus aller Welt unbedingt mal schauen wollen, wie diese Deutschen das nun wieder hingekriegt haben. Ich wünsche mir eine Heimat, deren große Erzählung hinausweist über die platte Aufholjagd oder die ewige Marktführerschaft. Und ich wünsche mir Bürger, die höhere Ziele haben als die nächste Schnäppchenreise.

Mit der Digitalisierung verhält es sich wie mit vielen revolutionären Neuerungen, ob Dampfmaschine, Auto oder Atomkraft: Eines Tages verfliegt die Begeisterung, Nebenwirkungen werden sichtbar, Menschen verlangen Schutz und Regeln. Hier kommt Deutschland ins Spiel. Schutz und Regeln können wir gut. Die Marktlücke der Zukunft: Digitalisierung mit Demokratie zu versöhnen, die soziale Marktwirtschaft um das Ökologische und das Digitale erweitern. Kluge neue Bildung erfinden, Grundgesetz und Überwachungsdrang harmonisieren. Und wie integrieren wir das Ich, das Wir, das Alle? Die Corona-Krise ist Stresstest und Standortbestimmung zugleich: Wer sind wir? Wo wollen wir hin? Was ist uns wichtig? Was nützt uns? Was fehlt? Was kann weg?