Hamburg. Man ist als Bürger dieser Stadt fast daran gewöhnt, dass Hamburg die meisten großen Aufgaben besser löst als andere Städte – sei es die Flüchtlingskrise, aufkeimende Kriminalität, selbst die aktuelle Pandemie. Nur eine Frage geistert nun schon seit Jahren durch Politik und Gesellschaft, ohne dass es endlich zu tragfähigen Lösungen kommt. Wie, um Himmels willen, lässt sich unserer Innenstadt mehr Leben einhauchen?
Es sagt viel aus, dass die Architektenkammer sich bemüßigt sieht, Schritte wie ein großes Festival in Dockville-Manier anzuregen. Dass nun große Warenhausflächen leer stehen, ist beileibe nicht das erste Alarmzeichen. Gleichzeitig bietet die coronabedingt verschärfte Krise viele Chancen – etwa den Einzelhandel auf ein gesundes wie profitables Maß zu begrenzen. Immobilienexperten bemängeln seit Langem, dass er so viel Raum in der City einnimmt, als hätte es den digitalen Wandel im Konsumverhalten nie gegeben.
Hamburg: Flächen in bester Lage intelligent nutzen
In diesem Sinne ist es ein kluger Vorschlag, einen Teil der großen Flächen für inhabergeführte Geschäfte zu nutzen – und gleichzeitig mehr Wohnraum und Kultur zuzulassen. Es geht nicht um einen Kahlschlag auf den Shopping-Meilen, sondern um eine intelligente Nutzung der Flächen in bester Lage. „Durchmischung“ ist, wie in so vielen Bereichen, richtig. Nur wo (auch) genug Menschen leben, verliert ein Viertel nach 20 Uhr nicht den Puls.
Mit den Plänen für den beinahe autofreien Jungfernstieg hat der Senat einen Schritt unternommen. Die Zukunft der City wird immer ein emotionales, aufgeheiztes Thema sein. Aber es ist Zeit für eine klare Vision – im besten Fall eine zwischen einem grünen Vorzeigewohnviertel und dem derzeitigen Gebrumme der Busse auf der Mönckebergstraße. Als seriöse, abwägende Stadt sollte Hamburg dazu fähig sein.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung