Unser Kolumnist Hajo Schuhmacher über die Ablenkungen des Internets und eine hysterisch glucksende digitale Konfettimaschine.

Heute ist Homeoffice. Ich werde diszipliniert das WLAN abschalten, eine Stunde lang oder vielleicht nur eine halbe; nachher verpasse ich noch was. Der Aufgabenzettel ist lang und lästig: Artikel verfassen, Lesermails beantworten, den längst überfälligen Vortrag auf die Reihe bringen und weitere Kleinigkeiten, die eins gemeinsam haben: Sie sind mitteldringend, also gut zu schieben. Aber heute wird nicht geschoben, sondern geschafft. Wie wir’s den Kindern predigen: Smartphone zur Seite, konzentrieren, dranbleiben, zusammenreißen.

Bevor ich loslege, nur noch schnell in die Nachrichten gucken. Kann ja sein, dass sich die Weltlage grundlegend geändert hat und ich meinen Artikel neu anfangen muss. Die Weltlage ist gewohnt instabil. Aber in der 3. Liga geht’s drunter und drüber. Zudem soll eine Influencerin, die ich nicht kenne, schwanger sein. Und Trump hat was Empörendes gesagt. Ein Anbieter mäßig eleganter Herrenmode verfolgt mich seit Wochen mit diesen karierten Hosen, von denen ich zwar gern eine hätte, aber keine brauche. Morgen werde ich dieselbe Werbung wieder bekommen. Sie wollen mich weichkochen. Standhaftigkeit ist einer meiner wichtigsten Charakterzüge.